Zärtlichkeit
Der eigentliche Sinn der Zärtlichkeit besteht darin, Wohlbefinden zu vermitteln.
Wer kann sagen: Ich bin ein zärtlicher Mensch!
Wer kann das mit Recht von sich behaupten? Und was bedeutet das?
Mehr jedenfalls als nur eine beglückende Partnerschaft!
Es fällt uns leicht unsere Katze oder einen Hund zu streicheln und uns durch ihr Schnurren, durch ein vertrauensvolles Anschmiegen für unsere Geste belohnen zu lassen. Kuscheltiere sind Ersatzobjekte für verhinderte Zärtlichkeit. Wenn ich zu ihnen sanft und gut bin, sagt das noch wenig über meine Grundhaltung aus. Es kann dann trotzdem sein, dass ich mich selbst oder meinen Nächsten nicht mag, dass meine vitalen Energien nicht frei fließen und ich ohne Ausstrahlung bin.
Zärtlichkeit bedeutet Umdenken und Umfühlen in allen Bereichen.
Da setzt sich immer weider eine lästige Fliege auf deinen Arm und kitzelt dich. Du schlägst sie tot. Was geschieht? Drei andere Fliegen kommen. Du hast dich abreagiert, aber das Übel nicht beseitigt. Also hast du sinnlos getötet.
Du versuchst auf einer Party besonders geistreich zu sein, Charme und Witz zu versprühen, im Mittelpunkt zu stehen. Du spielst dich auf, wirst ironisch, du verletzt einen anderen und merkst es nicht mal. Das ist unzärtlich.
Die Brennnessel an deinem Zaun ärgern dich, du sprühst Gift darauf, ohne zu überlegen, ob man sie nicht abschneiden, ausreißen oder einen Bogen um sie machen könnte. Der Einfachheit halber greifst du zum radikalen Mittel.
Du lässt dich hetzen und treiben, vergeudest deine Lebenskraft und bist davon überzeugt, dass es nicht anders geht, weil alle anderen es auch tun. In seltenen Augenblicken hältst du inne und fühlst, dass du nicht lebst, sondern gelebt wirst. Du verdrängst diese Einsicht als abwegig und albern, weil du glaubst, als einzelner am Lauf der Dinge nichts ändern zu können. Du kannst es aber, nur musst du selbst bei dir anfangen!
Zärtlichkeit ist die Hoffnung auf einem Ausweg aus der Sackgasse, in die der Verstand uns oft führt.
Zärtlichkeit macht frei.