young lady – Belästigung, Erpressung, Morddrohung


Wie alles begann …
ICH habe dringend ein Zimmer gebraucht. ER hatte ein Gästezimmer frei.
#whynot – ich bin bei ihm eingezogen…
Dieser Typ, um den es geht, war zu dem Zeitpunkt einer der coolsten Männer, den ich kannte! Ich habe sehr viele Eigenschaften an seiner Person echt geschätzt. Es hat anfangs wirklich Spaß gemacht mit ihm zusammen zu wohnen und Zeit mit ihm zu verbringen – wirklich! Er war sehr ordentlich, sehr ehrlich, sehr offen, sehr sozial, sehr humorvoll, und einfach cool – wer ihn kennt, weiß was ich meine. Er war einfach ER. Dieser Typ, so wie er war, war einmalig! Aber dann kam alles ganz anders…
Was ich vielleicht auch noch erwähnen könnte: Ich war 22 Jahre alt und er 16 Jahre älter als ich.

Es hat alles ganz harmlos angefangen und hat sich dann bis zu Psycho-Spielchen, Bedrohungen, Erpressung und einer Mord-Drohung hochgesteigert.
Als die Story an ihrem Höhepunkt angelangt ist, wurde von ein paar Leuten MIR die Schuld dafür gegeben und ich war dazu gezwungen, mir ein paar Gedanken dazu zu machen: Wer die Schuld trägt, ob ich selbst tatsächlich die Schuld trage und wie ich mit all dem umgehen werde…

Das kam dann damals dabei raus…


Definition von Schuld: der Umstand, dass jmd. für etwas verantwortlich ist.


Hier einfach mal stichpunktartig ein paar Punkte zusammengefasst, WER in den letzten Monaten, für WAS verantwortlich war – ich denke relativ vollständig:

DIE EINE SEITE: ER IST SCHULD.

ER hat mich in seine Nähe gelassen, obwohl ihm von Anfang an bewusst war, dass es keine WG bleiben wird.

ER hat mich bei sich einziehen lassen, obwohl er geahnt hat, dass Gefühle im Spiel sein werden.

ER hat es zugelassen, obwohl sein Verständnis von Mann-Frau-Beziehung keine Freundschaft zulässt.

ER hat mich tausendmal sagen hören, dass ich nicht will und trotzdem weitergemacht.

ER hat mich nicht ernst genommen.

ER hat mich respektlos behandelt, indem er mich, indem was ich gesagt und ausgestrahlt habe wochenlang übergangen hat.

ER hat das ‚man weiß nie was mal sein wird‘ und ‚der Zeitfaktor schlägt alles‘ und ‚Alles ist möglich‘ – was meine Glaubenssätze sind, persönlich genommen und seine ganze Hoffnung darauf gesetzt.

ER hat sich von mir abhängig gemacht.

ER wollte alles andere aufgeben für mich.

ER hat mich wochenlang erpresst und immer und immer wieder gefragt, wie wichtig mir meine Karriere ist. Betont, dass er gut mit meinem Chef befreundet ist. Dass ich schneller weg bin, als ich schauen kann, wenn ich ihm keine Chance gebe.

ER hat mir Angebote gemacht, dass ich keine Miete mehr zahlen muss, dass ich tausend Euro bekomme und Kokain und alles was ich will – im Gegenzug dafür will er eine Nacht mit mir.

ER hat wochenlang meine Nähe gesucht obwohl ich es nicht erwidert habe.

ER hat psychische Gewalt gegenüber mir angewandt, indem er mich wochenlang versucht hat zu manipulieren, indem er Schuldgefühle in mir hervorrufen wollte.

ER mich gewarnt, dass ich nicht mehr sicher vor ihm bin.

ER hat mir immer wieder zugestimmt, dass er alles freiwillig macht, weil er mich mag und nichts als Gegenleistung erwartet. Er hat auch nach nochmaligem nachfragen noch zugestimmt.

ER hat sich für alles jeden Tag entschuldigt, was er getan hat.
ER hat alles immer wieder getan.

ER hat begonnen mich Schatz zu nennen, zuerst wegen der Nachbarschaft und als Spaß.
ER hat nicht damit aufgehört, sondern sich daran gewöhnt.

ER hat seine Zukunft komplett mit mir geplant, dort wo ich mir nicht mal vorstellen konnte, mit ihm ernsthaft nur einen Tag zusammen zu sein.

ER kann nicht verstehen, dass nur weil ich in meiner Vergangenheit mit vielen Männern geschlafen habe, dass ich es nicht automisch auch mit ihm so mache.

ER hat nicht gegeben, um zu geben, sondern gegeben um zu bekommen oder ein Ziel zu erreichen – nämlich mich.

ER hat mich beschuldigt, dass ich Klopapier aus dem Büro klaue.

ER hat mir Sachen geschrieben, wie dass ich von nun an eine Mieterhöhung bekomme und hundert Euro mehr zahlen muss. Dass ich seine Sexsklavin sein werde und er wöchentlich Sex von mir verlangt.

ER ist der Meinung, so wie er mit mir umgeht und umgegangen ist, mit allem – dass ich mir das selbst verdient habe!

ER hat angedeutet vor mir, dass es besser wäre, wenn er von den lebenden Menschen geht.
Bzw. dass er es nicht ertragen kann und will und vielleicht doch ich weg sollte.

ER hat mich beschuldigt, dass mir nichts besseres in meinem Leben einfällt, als ihm zu schaden.

ER hat aufgehört sich mit seinen Freunden zu treffen.
ER hat seine sozialen Kontakte vernachlässigt,
weil er Zeit mit mir verbringen wollte.

ER hat mich oft angerufen, auch spät abends.
ER hat mich gedrängt, wenn ich nicht hingegangen bin oder bei Nachrichten nicht gleich geantwortet habe.

ER hat oft nach gefragt, was ich am Wochenende mache und mit wem und welchen Typen und warum. Und warum ich nicht mit ihm lieber was mache. Thema Eifersucht.

ER hat mir gedroht – dass wir Freunde oder Feinde sein können und ich die Wahl habe.

ER hat sich bei Streits immer provokant vor mich gestellt, um mich einzuschüchtern.

ER hat mir meinen Zimmerschlüssel weggenommen mitten in der Nacht und meine Sachen eingesperrt.

ER hat mich gewarnt dass er sich in jeder Hinsicht alles von mir zurückholen wird.

ER hat mir in sämtlichen Hinsichten gedroht – als letzten Step, wo ich danach wirklich gern zur Polizei gegangen wäre, aber aus anderen Gründen dann darauf verzichtet habe, hat er mir gedroht, als wir uns gegenüber an einem Tisch saßen, dass er mich in einem Teelöffel ertränken könnte und dass ich aufpassen soll!


DAS HAT ER GEMACHT – UND JETZT WAS ICH GEMACHT HABE:

DIE ANDERE SEITE: ICH BIN SCHULD.

ICH bin hier in Herrsching einfach aufgetaucht ohne genau zu wissen, was hier für Menschen arbeiten und was sich darauf entwickeln könnte.

ICH bin bei ihm eingezogen ohne Rücksicht darauf, dass er mit eventuellen Gefühlen für mich nicht klarkommen könnte.

ICH habe nicht geahnt dass es so eskalieren wird und ihn die Situation aus der Bahn wirft.

ICH habe mich zusätzlich sogar von ihm beeinflussen lassen.

ICH habe, obwohl ich mich zeitweise tatsächlich bedrängt von ihm gefühlt habe – die Situation so hingenommen.

ICH habe gedacht es ist wie bei der Komfortzone, dass ich nur mal den ‚Schmerz‘ oder das ‚Unwohlsein‘ aushalten muss, über meinen Schatten bringen müsste, solange bis es normal ist und dann Teil meiner Komfortzone.

ICH habe egoistischer Weise meine Energie für mein persönliches Leben investiert und nicht darauf, mich in eine Sache bzw. die Beziehung zwischen mir und ihm hinein zu steigern.

ICH weiß, dass ich hin und wieder gefühlskalt erscheine, da Menschen mich nicht verstehen können, weil ich Dinge einen anderen Wert beimesse, als sie selbst.
weil ich in Situationen anders reagiere, als sie selbst.

ICH habe immer gegeben, weil ich geben wollte.
ICH habe niemals gegeben, weil ich etwas dafür erwartet habe.

ICH habe auf die Menschen von außen gehört, anstatt auf mein Gefühl,
dass mir gesagt hat, dass es nicht passt.

ICH habe mich beeinflussen lassen und auf seine Worte gehört.
Ich habe mir wochenlang angehört, dass ich dem Ganzen eine Chance geben soll. Dass ich im Hier und Jetzt leben soll, weil die Zeit im Jetzt zählt. Dass ich nicht an die Zukunft denken soll. Dass es ihm egal ist, er will einfach nur einmal etwas mit mir haben. Dass es nichts Ernstes werden muss, weil er weiß dass ich ein freier Mensch bin. Dass ich eine Frau bin und er ein Mann und dass ja eigentlich nichts dagegenspricht und ich doch nur Angst habe vor irgendwas.
ICH habe zugelassen, dass mir etwas eingeredet wurde, was ich eigentlich gar nicht wollte.

Er hat es mir gesagt und ICH habe es ihm geglaubt, dass er mit der Situation umgehen kann, egal was sein wird.

ICH habe mich zusätzlich hundertmal fragen lassen, ohne zu klar zu machen, dass es langsam mal reicht: Kannst du es dir mit ihm wirklich nicht vorstellen? Warum denn nicht?
Habe mir Beispiele angehört, dass es nicht schlimm ist.
Dass es nur Sex ist und es spricht ja wirklich nichts dagegen.
Und warum denn eigentlich nicht?

ICH bin in der Regel immer ehrlich, weil alles andere für mich keinen Sinn ergibt oder zu stressig ist.
ICH war in dieser Zeit wahrscheinlich zu ehrlich zu ihm.
Ich habe ihm zugestimmt, dass wenn man an einer Sacher lange genug dranbleibt und lange genug auf jemanden einredet, dass man den Menschen irgendwann brechen kann.

ICH war wahrscheinlich nicht nur zu ehrlich, sondern auch zu offen, sodass jedes Gespräch, u.a. über sehr intime Sachen, nur noch mehr Hoffnungen in ihm geweckt haben.

ICH hätte viel früher die Notbremse drücken und ausziehen sollen,
auch wenn das jeden Tag 3 Stunden pendeln oder doppelte Mietkosten bedeutet hätte.

ICH habe es ihm zwar tausendmal gesagt, dass ich nicht will,
aber vermutlich habe ich es ihm nicht so gesagt, dass er es verstanden hat.

ICH wollte ihn nicht anders (negativer) behandeln, nur damit er sich keine Hoffnungen mehr macht.

ICH war einfach immer ich selbst.
ICH war halt so wie ich eben bin.


FAZIT:

Richtig und falsch ist relativ. Ansichtssache.
Ob es richtig oder falsch ist, was ich getan habe,
was er getan hat und was passiert ist,
das ist reine Ansichtssache.

Jeder entscheidet selbst, auf welcher Seite er stehen will.

Ich habe ein gutes Gewissen bei allem was passiert ist, da ich durchgehend immer das Beste wollte und immer in guter Absicht gehandelt habe.

Ich habe gehandelt.
Es gilt immer: Wer handelt, ist schuld.
An allem was ich getan habe, habe ich Schuld.
An allem, was ich fühle, das ist ebenfalls meine Schuld.

An allem was ein anderer fühlt oder was ein anderer tut,
dass ist SEINE VERANTWORTUNG!!

Wie ein Gegenüber das empfindet und aus woraus auch immer irgendwas schließt,
werde ich niemals zu meinem Problem machen.

Es ist sein Problem. Ich werde es auch niemals beeinflussen können.
Und wenn es derjenige so will, dann ist egal was ich machen werde, es wird immer falsch sein.

Probleme, die nicht aktuell aktiv negativ verursacht werden,
sind Kopfsache und kann nur von der Person gelöst werden, die sie hat.


Ich gebe ungern anderen Menschen ungefragt Ratschläge…

Jedoch musste für uns eine Lösung her:
es gab eine größere ‘Krisensitzung’ mit mehreren Personen und dann ging es so erstmal weiter:
klare Verantwortungsbereiche, Kommunikation auf das allernötigste Beschränken, fair bleiben

Persönlich, weil er auch ein Freund war habe ich ihm empfohlen:
privat – kompletter Fokus auf sich selbst richten.
auf seine eigenen Ziele konzentrieren
seine ganzen sozialen Kontakte pflegen
ein positives Umfeld schaffen
Persönlichkeitsentwicklung in den Bereichen wo er will
viel Input, zu allen Themen wo er etwas verändern will (egal ob Körper, Geist, Finanzen, Beziehungen oder Liebeskummer), aus Büchern oder von Youtube holen

Das ist das gleiche was ich auch gemacht habe und ja sowieso immer tue.

Wir sind beide keine Nachtragenden Menschen.
Wir wissen beide, dass nicht entscheidend ist, was war, sondern was man daraus macht!

Von meiner Seite stand dann einer guten Lösung für alle absolut nichts im Weg!!


Ungefähr ein Jahr später (November 2017) kann ich das erzählen:
Wir sind wieder cool miteinander! NEIN, wir wohnen nicht wieder zusammen und NEIN, wir sind auch (noch) nicht wieder ‚best friends‘. ABER er hat aufgehört! Keine Anspielungen mehr, keine Annäherungen mehr, keine Drohungen, nada. Er hat inzwischen sogar eine Freundin, mit der er glücklich zu sein scheint, was mich echt freut!
Wir reden normal miteinander, wir können super wieder zusammenarbeiten, wir haben schon das ein oder andere Bier wieder zusammen getrunken – und was soll ich sagen: DAMN GOOD ?
Ich bin soooo froh, dass das vorbei ist, wie es damals gelaufen ist und wie die Situation ihn und auch mich verändert hat!


MEINE LEARNINGS:

  • Es gibt immer Gesichter, die du noch nicht kennst! Und wenn du einen Menschen kennst und schon viel von ihm weißt, scheiß egal! Sobald andere Umstände herrschen oder sich die Situation verändert, kann der Mensch zu einem ganz anderen werden!!
  • Manchmal sieht nur man alleine bestimmte Gesichter von anderen Menschen. Bei mir war es in dem Fall so – wir hatten viele Menschen in unserem Umfeld, die wir beide kannten und KEINER von diesen Menschen hat jemals geahnt, was bei uns abgeht und hat es sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen können. Doch es war so. Es ist so passiert.
  • Wenn du spürst, dass die Beziehung sich in eine Richtung entwickelt, die du nicht willst und vor allem wenn du spürst, dass der andere ein anderes Ziel hat als du, dann musst du loslassen! Dann musst du klar NEIN SAGEN und GRENZEN SETZEN und KONSEQUENZEN DARAUS ZIEHEN. Ich weiß, dass ist gar nicht so einfach, weil es ja auch immer die guten Seiten gibt – im Endeffekt muss jeder selbst entscheiden ob er jetzt kurz ein Ende mit einem kleinen Schrecken will oder ein Schrecken ohne Ende…
  • Egal was war, es kann alles wieder gut werden!