Zähme dein Umfeld!

Vertrauen muss wachsen können. Wer zu schnell einen Seelenstriptease hinlegt, kann den Anderen eher abschrecken. Wer allerdings nach einem halben Jahr immer noch nur über das Wetter redet, enttäuscht berechtigte Erwartungen. Verbundenheit entsteht, wenn man nach und nach immer mehr von sich preisgibt, der Andere das ihm entgegengebrachte Vertrauen erwidert und sich seinerseits öffnet: Ein Prozess, in dem die Intimität zunimmt.

siehe auch: Der kleine Prinz – Ich bin noch nicht gezähmt!

Zur Zähmung gehört, dass man Zutrauen zueinander fasst, dass dein Gegenüber (egal ob Tier oder Mensch) Scheu und Fluchtreflex verliert und dich nicht angreift oder verletzt und andere wilde Verhaltensweisen ablegt.

Die Zähmung ist NICHT gleichzusetzen mit Dressur/Erziehung, also der weitergehenden Ausbildung des Tieres oder des Menschen.

Für eine Zähmung muss Vertrauen aufgebaut werden.

Zähmung wird oft auch gleichgesetzt mit der gewaltsamen Unterwerfung von Tieren oder Menschen, indem man seine eigenen Regeln und Ansichten gewaltsam durchsetzt.
Viel effektiver ist jedoch eine gewaltfreie Zähmung mit viel Geduld!

Der Mensch und das Tier brauchen normalerweise einen gewissen Zeitraum, um zur Ruhe zu kommen und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Man sollte langsam und zurückhaltend Kontakt zum Tier oder Mensch aufnehmen.
Der erste Kontakt sollte nicht viel mehr sein, als Beobachtung und Nähe.
Möglicherweise kann dein Gegenüber auch sehr ängstlich oder aggressiv auf deine Anwesenheit reagieren. Es ist kaum möglich, über viele Stunden oder sogar Tage Angst zu fühlen oder aggressives Verhalten zu zeigen. Wenn das Tier oder der Mensch merkt, dass du in seiner Nähe nicht bedrohlich bist, wird es/er sich mit der Zeit beruhigen.
Spreche mit ruhiger Stimme, damit sich dein Gegenüber an deine Stimme gewöhnt. 

Der nächste Schritt ist die Gewöhnung an deinen Geruch. Einem Tier solltest du ein getragenes Kleidungsstück geben, an dem es riechen kann. Dies ist besonders bei den meisten Säugetieren wichtig, während der Geruch des Menschen für manche Vogelarten oder Reptilien eher unwichtig ist. Wenn es sich um ein sehr junges, ungefährliches Tier handelt, kann man es aus seiner neuen Behausung herausnehmen und auf dem Arm an den menschlichen Geruch gewöhnen. Dabei sollte man darauf achten, dass man das Tier bei diesem ersten Körperkontakt nicht überfordert.
Bei Menschen solltest du auf getragene Kleidungsstücke eher verzichten. Trotzdem spielt auch hier dein Geruch eine entscheidende Rolle. Sicht umsonst sagt man: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier! oder Die können sich nicht riechen!

Die meisten erwachsenen Tiere können einen Menschen verletzen, selbst dann, wenn sie nur so groß sind wie Mäuse. Deshalb sollte man beim ersten Körperkontakt zu ihnen sehr vorsichtig sein und ihnen erst einmal den Handrücken der geschlossenen Faust zum Schnuppern anbieten. In einen Finger kann ein Tier viel leichter beißen als in die geschlossene Faust.
Viele Tiere lassen sich mit Futter davon überzeugen, dass der Mensch ihnen freundlich gesinnt ist. Das gilt beim Menschen genauso!! Liebe geht durch den Magen! Und wer gutes Essen hat, kann kein schlechter Mensch sein!

Hat das Tier oder der Mensch Vertrauen zu dir gefasst und reagiert dein Gegenüber weder ängstlich noch aggressiv auf dich und deine Berührungen, gilt die Zähmung als abgeschlossen!

Fast alle Menschen und Tiere sind zähmbar, wenn sie über ausreichende Gehirnkapazität verfügen und in der Lage sind zu lernen. So gelten z.B. Quallen oder Insekten nicht als zähmbar. Bei den Säugetieren gelten nur wenige als unzähmbar, beziehungsweise sehr schwer zähmbar, wie das Zebra. Aber auch Zebras lassen sich mit viel Geduld zähmen. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Zebras direkt nach der Zähmung auch reiten kann. Es bedeutet nur, dass sie den Kontakt zum Menschen dulden und keine Aggressionen oder Angst zeigen.

Reptilien gelten als unzähmbar, obwohl sie sich an die Berührung durch den Menschen gewöhnen und diese Berührung auch akzeptieren. Reptilien sind jedoch keine Schmusetiere und reagieren oft mit Stress auf zu viel Nähe des Menschen. Reptilien können trotz jahrelanger Gewöhnung an den Menschen plötzlich angreifen.

Zwar gibt es auch unter den Menschen „Zebras“ oder „unzähmbare Reptilien“, doch allgemein lässt sich Zähmbarkeit komplett auf den Menschen übertragen!