Binge Eating & Bulimie – Als alles friedlich schien und innen herrschte Krieg.

Ich möchte im Voraus nochmal klarstellen, dass ALLES RELATIV ist! Ich möchte mit dem folgenden Einblick in mein Leben KEINEM aus meinem Umfeld irgendeine Schuld zuschreiben! Ich erzähle, wie ICH aus MEINER Sicht mein Leben erlebt habe ohne von allen Beteiligten alle Gründe, Gedanken und Vorgeschichten zu berücksichtigen – aber für MEINE Story ist eben auch MEIN Erleben entscheidend, was dann letztendlich auch zu all dem geführt hat, wie es gekommen ist. Und genau so wie es hier steht, war es FÜR MICH. Alles ist relativ, jeder Mensch hat sicher immer seine Gründe, warum er etwas und wie er es tut. Deswegen hab ich auch schon lange aufgehört zu verurteilen, nachzutragen oder irgendwem die Schuld zu geben.
TATSÄCHLICH habe ich allen Beteiligten schon lange verziehen!
TROTZDEM bin ich dagegen, irgendetwas schön zu reden und so ist im Folgenden MEINE Story unzensiert und einfach so wie mein Leben eben damals für mich war.

>> UND ACHTUNG – da kommt jetzt ne Menge Text… und ich hatte ehrlich gesagt letztendlich keine Lust mehr, die Story noch fünf mal zu lesen, um irgendwelche Fehler zu finden, deshalb lass ich sie jetzt einfach so stehen – bin jedoch sehr froh, wenn mich jemand auf Rechtschreibfehler oder zu häufig wechselnde Perspektiven aufmerksam macht 😉


Meine Sucht

Ein jahrelanger Krieg und ewiger Kampf in meinem Leben.

Ich habe definitiv nicht regelmäßig Tagebuch geführt – aber hin und wieder hab ich scheinbar doch was aufgeschrieben. Und vor einiger Zeit hab ich das hier gefunden und war echt geschockt, weil das ganze mich schon mein ganzes Leben begleitet:
>> Am 23.April 2007 hab ich z.B. geschrieben: “Liebes Tagebuch, manchmal glaube ich, dass ich keine richtigen Freunde habe und alle gegen mich sind, das macht mich traurig. Außerdem glaube ich, dass ich süchtig bin: Fernsehr gucken und essen. Deine Nicole” Da war ich 11 Jahre alt!!

Hätte ich das nicht aufgeschrieben, hätte ich niemals gedacht, dass das alles schon so weit zurück liegt. Und ja vermutlich noch viel früher alles begonnen hat! Vermutlich begann die Story schon seit Beginn meines Lebens und ich war schon immer irgendwie leicht gestört diesbezüglich. #whatever

Oder hier – das hab ich auch noch gefunden – da hatte ich dann glaub ich mit meiner Freundin zusammen schon das ‘Kotzen’ angefangen und wir dachten, dass sowas gar nicht so schlecht wäre für uns:
(rechts ist mein Text – links von meiner Freundin)


Ich bin abgerutscht und ganz langsam in ein tiefes Loch gefallen, dass mich Jahre meiner Lebenszeit gekostet hat. Es hat mir Freundschaften, Liebe und so viel von meiner Jugend genommen. Ich war echt traurig. Ich war depressiv. Ich war nicht ich selbst. Ich war kaputt und hab mich selbst zerstört. Ich war süchtig.

Man verliert so ungeheuer viel Lebensqualität.

So viele Stunden und Energie, die man reingesteckt hat.

Wenn man eine Essstörung hat, dann macht das Leben KEINEN Spaß!


Ich versuche mal die letzten 10 Jahre mit Fokus auf meine Essens-Story mehr oder weniger kurz zusammen zu fassen…

Glaub mir, es ist für mich echt crazy meine ganze Story aufzuschreiben und mir selbst nochmal bewusst zu geben. Vieles was passiert ist, ist echt krass und irgendwie auch gestört. Viele Sachen sind mir selbst völlig fremd.

Genau das ist der Punkt, warum ich die Story ungern ERZÄHLE. Schreiben ist jetzt hier kein Problem, beim erzählen aber fühlt es sich NICHT ECHT an. Denn jetzt geht es mir gerade viel besser und ich bin eher am Lächeln – aber meine Essens-Story mit einem Lächeln zu erzählen wäre definitiv unpassend und meine Essens-Story traurig und bedrückt zu erzählen, dafür müsste ich mich aktuell auch verstellen. Allgemein ist es irgendwie ultra komisch für mich, darüber zu reden.. Maybe verstehst du was ich meine 🙂 Heißt nicht, dass du mich nicht darauf ansprechen kannst 😉 #alleseasy


Was ist eigentlich Binge Eating?

Wenn man Google fragt, bekommt man ungefähr diese Beschreibung:
“Menschen, die an einer Binge Eating Störung leiden, sind auf das Essen fixiert. Während des Ess-Anfalls haben sie das Gefühl, keine Kontrolle mehr über das Essen zu haben. Sie essen, ohne hungrig zu sein und essen weiter, auch wenn sie eigentlich satt sein müssten. Sie schämen sich für die Anfälle, fühlen sich schuldig, verachten sich und lehnen ihren Körper ab. Sie leiden sehr unter den Essanfällen. Zwischen den Essanfällen essen sie mal sehr kontrolliert, dann wieder unkontrolliert.”


Wie das Leben funktioniert…

Es gibt auf der einen Seite Menschen, die haben es scheinbar gecheckt, wie das Leben spielt. Bei denen läuft es dann und irgendwie fallen ihnen immer wieder wundervolle Dinge in den Schoss, sie erreichen ihre Ziele und sind halt im Normalfall glücklich. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sind unglücklich und für die ist das Leben ein Kampf – es läuft nicht, man kriegt ständig eins reingedrückt und es macht einfach keinen Spaß.

Es ist grundsätzlich halt so das das Leben unglaublich fucking komplex ist. Da gibt’s immer so viele Themen und Sichtweisen und Faktoren, die mit beeinflussen, und dies und das.
AAAAABER es gibt sozusagen Naturgesetze im Leben – und die zählen!
Und wenn man die weiß, dann wirds plötzlich krass einfach.
Dann läufts irgendwie und dann macht das Spiel des Lebens plötzlich Spaß!

Ein Sache ist zum Beispiel das Thema Projektion.
Viele Menschen wissen das ihr ganzes Leben nicht.
Ja – auch Kinder können das oft nicht unterscheiden.
Und zwar: Das das, was andere zu dir sagen, in der Regel NICHTS mit dir zu tun hat!
Wir Menschen neigen dazu, das das, was um uns herum passiert, persönlich zu nehmen.
Das können ganz banale Situationen sein, die dann zu sowas fühlen:
Das Gefühl, das man nervt.
Das Gefühl, dass die eigene Meinung nicht zählt.
Das Gefühl, dass wenn man einen Fehler macht, das ein NO GO ist.
Das Gefühl, dass man immer stark sein muss.
Das Gefühl, dass eigene Gefühle im Umfeld mit Missbilligung geahndet werden.

Solche Gefühle können einem von anderen Menschen gegeben werden.
Bewusst oder unbewusst – relativ. ABER – wenn der andre dich blöd anmacht, dann liegt’s in erster Linie mal an dem anderen selbst! Aber wer weiß das? Welches Kind weiß das? Wurde dir das beigebracht? – Mir nicht.

Erfahrungen und wie andere Menschen mit uns umgehen, prägt uns.

Prägendes kann uns zu gesunden Menschen machen.
Prägendes kann uns zu kranken Menschen machen.

weiter geht’s:

GESUND VS. KRANK

Eine kranke Sache wird einem grundsätzlich gesunden Menschen nicht schaden.
Eine gesunde Sache wird einem grundsätzlich krankem Menschen nicht helfen.

Ähhm.. ja 😀 es kommt immer auf das große Ganze an. Der große Haufen, auf den alles draufgeschmissen wurde. Das was GRUNDSÄTZLICH ist, das IST. Und umso mehr es so ist, desto mehr ist das halt so.

Einem ‚gesunden‘ Menschen, schadet es nicht, mal etwas auszukotzen.
Es schadet nicht eine Diät zu machen.
Es schadet auch nicht Kalorien zu zählen.
Es schadet nicht, Kritik zu bekommen.

Es kommt immer auf das WIE – den Umfang und die Dauer an.

… immer auf ganzganzganz viele Faktoren, die zusammen kommen!


Jeder lebt in seiner eigenen Welt…

Meine Selbstzweifel und mein Selbsthass waren so riesengroß!

Und was dachten die Menschen über mich?
… genau weiß ich es nicht. Aber viele Menschen dachten sowas:
Dass die Nicy so stark ist.
Dass die Nicy alles wegsteckt.
Dass die Nicy so viel unterwegs ist.
Dass der Nicy alles scheiß egal ist.
Dass die Nicy eine riesengroße Party und ihr Leben feiert.
So oder so ähnlich.

Die Menschen sehen, was sie sehen wollen – und zwar genau was SIE sehen wollen und können. Ihre eigenen Projektionen.

Ich hasste das Versteckspiel.

Hey – wenn man eine Sache erst Wochen, dann Monate, dann Jahre macht – ich glaube ich war inzwischen sehr gut geworden in diesem Versteckspiel. Es ist nicht so schwer etwas heimlich zu machen.
KOMISCH WIE EINFACH ES IST! Wirklich erstaunlich einfach…

Das ist eine weitere Sache, die ich mitgenommen habe – die Menschen sehen, was sie sehen wollen. Wenn du also ihnen eine Sache gibst und immer wieder Gutes tust – dann sehen sie es oder auch nicht. Liegt an ihnen. Oder wenn du ihnen etwas nimmst – z.B. von ihm stiehlst zum Beispiel Essen (in meinem Fall) – siehe sehen oder auch nicht. Meistens aber nicht, weil ihnen das Bewusstsein für dieses Thema komplett fehlt.

Wenn den Menschen das Bewusstsein fehlt für das Thema, wofür du das Bewusstsein hast – dann hat er keine Chance. Er merkt es einfach nicht. Der sieht es nicht. Das Leben geht einfach weiter ohne dass jemand was merkt. Die meisten Menschen leben in ihrer eigenen Welt und sehen nicht genau hin.  DAMN – kein Vorwurf!! Sie können gar nicht anders – sie können es nicht sehen, weil sie es nicht wissen. Nicht gelernt haben, nicht erfahren haben. Man kann nur sehen, was man kennt!!

Wenn du mich – sagen wir so von 2012 bis 2017 – kennengelernt hast und erst jetzt erfahren hast, was bei mir abging, dann hab ich’s geschafft, dass auch DU nichts gemerkt hast..

Also es war sicher kein Spaß alle zu verarschen und alles zu verheimlich – es war der Zwang…


Was ist eine Essattacke?

BingeEating ist wie ein Wahn.
Man ist in einem Film. Wie im Rausch.

Es kann ganz schnell kippen im Kopf. Aber wenn mal der erste Gedanke da ist, dann ist es eigentlich schon zu spät.
Dann bricht ein Damm durch und plötzlich ist alles egal!
Dann brennen einem oben die Sicherungen durch und man fällt in den Automodus, der erstmal alles für die Fressattacke opfern will.

Man hat keine Macht mehr über sich.

Man fährt einkaufen.
Oder man isst ALLES, was zuhause ist.

Und dann: Schmerzen. Alles tut so weh.
Ich konnte mich kaum noch bewegen.
Ich wollte die Gefühle ersticken.
Man kann nur auf der Seite liegen, weil alles so weh tut.
Wenn man Glück hat, schläft man ein.
Wenn man Pech hat, dauert es Stunden bis es einem einigermaßen wieder gut geht.
Im Besten Fall hab ich alles wieder ausgekotzt.
Dann warn der Kalorien wieder raus und die körperlichen Schmerzen weg.
Entweder war’s dann gut oder plötzlich waren emotionale Schmerzen wieder da, dann ging’s eben wieder von vorne los.

Manchmal war es so – dass ich gerne alles wieder ausgekotzt habe – weil ich mein Leben wohl ‘zum Kotzen’ fand und das gepasst habe UND auch (glaube ich – alles Vermutungen) weil ich so viel an Gedanken und Gefühlen in mich rein gefressen habe, da war das Kotzen eine richtige Befreiung, mal etwas wieder RAUS zu lassen aus meinem Körper. Und manchmal war es dann aber auch so, da wollte ich das Essen eigentlich gar nicht auskotzen – da war der Schmerz okay. Also was heißt okay – aber er war so stark, dass er alles andere verdrängen konnte. Außerdem ist Kotzen schon etwas, das nicht angenehm ist. Wenn zu große Brocken, die Speiseröhre wieder hochkommen und dann das Herz wehtut dabei und die ganze Magensäure zu schmecken. Kotze riecht unangenehm und schaut nicht so geil aus..

Es ist ein schrecklicher innerer Kampf, den man glaube ich nur nachvollziehen kann, wenn man ihn in gleicher Intensität schon selbst bewusst erlebt hat.

Wenn man Glück hat, ist es nur eine Essattacke am Tag.
Wenn man Pech hat bis fünf oder sechs oder so.

Während der Attacke ist man wie high – als hätte man was getrunken oder sich Drogen eingeworfen. Und auch am Tag danach oder die Stunden danach, als hätte man einen Kater. Einfach komisch, schlecht, kraftlos, wackelige Beine.

Manchmal schon während der Essattacke, meistens erst danach:
Irgendwann kommt der Moment, wo man plötzlich wieder da ist!
Man ist plötzlich wieder bewusst. Bewusst, was man tut bzw. getan hat und dass man die letzten Stunden weg war – im Rausch.
Oft erinnert man sich auch gar nicht so an die Fressanfälle – als hat man für die Zeit ein Filmrisse – echt wie an extremen Partyabenden, wo sich übelst die Kante gibt und dann alles vergisst.

Meine Mitschüler wissen es – meine Lehrer auch – ich hab gut und gerne mal blau gemacht. Leider hab ich das aber nicht gemacht, um mein Leben zu feiern und weil’s mir Spaß gemacht hat – nope, an manchen Tagen konnte ich gar nicht anders..
Ich konnte nicht aufstehen. Ich war so voll. Mir tat alles weg. Ich hab mich gefühlt wie ein schwerfälliger hässlicher Klops. Ich war so traurig.
Wenn ich nicht alles wieder ausgekotzt habe, sondern mich gezwungen habe, es drin zu behalten und die Schmerzen auszuhalten, ich bin oft schweißgebadet aufgewacht beim schlafen, weil mein Körper – voll gestopft mit Essen einfach vollgas überfordert war!



Just some stories of the last years…

One day in life…

Diesen Text habe ich irgendwann im März 2013 (glaube ich) geschrieben und letztens auf meiner alten Festplatte wiedergefunden:

“Jeans, Pullover, Schuhe. Autoschlüssel. Vom Dachgeschoss ins Erdgeschoss, durch die Terrassentüre, durch den Garten zu ihrem Parkplatz,  zu ihrem Auto. Es dämmert schon. Sie schließt die Türe auf, hockt sich hinein – erstmal den Schlüssel herumdrehen und Musik an. Mit Vollgas rückwärts aus der Parkbucht, Musik laut aufdrehen, erster Gang, zweiter, dritter, vierter Gang – einfach weg.
Schon wieder, nicht schon wieder! Warum mache ich das immer und immer wieder? Jeden Tag. Jedes Mal verliere ich die Kontrolle. Warum ich?
Heute Morgen , wie jeden Tag, um 6 Uhr klingelt der Handywecker. Guten Morgen Kaufbeuren. Bitte nicht! – Danke Herr für die Schlummertaste….  ‚Niiiiiiicy!!‘  Verdammt! Schon halb sieben, wieso stehe ich nicht einfach auf, wenn der Wecker klingelt!? Ohman, bin ich müde. Verdammt, ich schaffe das nicht, ich brauche ‘ne Pause, ich will einfach noch ein bisschen schlafen. Ich könnte krank machen? Fuck, nein. Ich kann nicht schon wieder fehlen.. Also aus dem Bett quälen und die Treppen runter ins Bad. Um nicht gestört zu werden, sperrt sie natürlich ab. Nach der Morgentoilette ein Blick in den Spiegel. Krass, sehe ich schlimm aus – überall rissige Haut, rote Flecken und Pickelchen, da schaut man lieber gleich wieder weg. ‚Nicy, beeil dich bitte, ich will auch ins Bad‘ kommt eine Stimme von draußen. Jaja, stress nicht rum. Wiegen? Ja. – Naja, vielleicht hätte ich’s auch lieber lassen sollen.
Noch ein Stockwerk weiter unten in der Küche. Mama und der Bruder sitzen am Küchentisch, sie liest die Zeitung und er isst sein Müsli, im Radio läuft Antenne Bayern mit „Guten Morgen, Bayern“ wie jeden Morgen – von wegen ‚guter Morgen‘. Die Schwester in ihrem Zimmer macht sich fertig. Was esse ich? Einen Apfel.
Schnell wieder hoch. Haare waschen, schminken. Was ziehe ich an? Der Kleiderschrank voller Klamotten, von Pullovern, Tops, Hosen, Röcken usw. in allen möglichen Größen, Formen und Farben und dennoch immer das gleiche Dilemma. Letzt endlich hat Nicy nichts anzuziehen. Bei den Hosen ist es halb so schlimm. Irgendeine passende Jeans findet sich schon, aber bei den Oberteilen: ein Drama. Das rote Shirt liegt eindeutig zu eng an, das Blaue ist viel zu eng und bei dem schwarzen Top sieht man den herausstehenden Bauch und den, von der Hose abgequetschten, Hüftspeck, obwohl schwarz ja eigentlich schlank machen soll.  Na gut, dann föhne ich erst mal die Haare, packe meine Schulsachen und checke noch schnell meinen facebook-Account: keine neuen Nachrichten. Von unten hört man das Rummotzen der Mutter und die genervten Antworten des Bruders, wie immer.
Ebenfalls, wie könnte es anders sein, ist sie viel zu spät dran, deshalb zieht sie einfach schnell einen nicht soo eng anliegendes Sweat-Shirt aus dem Schrank und sucht passenden Schmuck heraus. Das wird schon gehen – etwas Besseres gibt es jetz nicht. Ein letzter Blick in den Spiegel, ok.
Mit meinem geliebten roten Opel Corsa fahre ich zur Schule, mein Bruder auf dem Beifahrersitz. ‚Na, alles klar bei dir, Simon?‘ Auf dem Schulweg haben die Geschwister kurz die Gelegenheit sich zu unterhalten. Was gibt’s Neues und wie geht’s? Auch wenn der kleine Bruder die nervigste Person der Welt sein kann, Nicy liebt ihn überalles. Ohman, Simon du bist so süß. Am liebsten würde ich dich umarmen und dir sagen wir lieb ich dich habe, aber ich kanns nicht. Ich würde dir soo gerne mehr geben, Kinder brauchen das, ich weiß: du brauchst das! Ich hätte es auch gebraucht. Aber ich kann es einfach nicht und es bricht mir das Herz.
Ich eile Richtung Schulgebäude, die Schüler strömen durch die Eingänge zu ihren Klassenzimmern. Nicy geht die Treppen hinauf, denn ihre erste Stunde heute findet im ersten Stock statt. Auf der obersten Stufe angekommen, blickt sie sich kurz um, geht dann aber zügig in Richtung ihres Klassenzimmers. Viel zu viele Menschen, doppelt so viele Augen und all diese Blicke. Im Kursraum angekommen geht sie gerad aus auf ihren Platz, zieht ihre Jacke aus und setzt sich. Ein paar Klassenkameraden sind schon da, schauen sich den Stoff der letzten Stunde an oder unterhalten sich, aber sie zeigt kein Interesse mit ihnen zu reden. Über was reden die? Da kann ich doch nicht einfach mitreden. Aber zu mir kommt auch keiner. Sie zupft ihr Oberteil zurecht. Wieso sollten sie auch zu mir kommen, wenn sie sich gerade so gut unterhalten? Jeder hier hat seine Freunde, und ich? Na hoffentlich fängt bald der Unterricht an. Bis dahin spielt Nicy mit ihrem Handy und kritzelt irgendetwas in ihr Hausaufgabenheft, um beschäftigt zu wirken und nicht einsam zu wirken. Ihre Sitznachbarin kommt. ‚Hey Nicy, wie geht’s?‘  Sie lächelt. ‚Ja, passt alles. Und bei dir?‘
Während des Unterrichts ständig hoffend, dass der Lehrer sie nicht aufruft und dass sonst nichts weiter passiert. Manchmal viel zu müde um sich konzentrieren zu können, weil man nachts einfach nicht richtig schlafen konnte. Manchmal klar und wach aber trotzdem voller Blockaden und Selbstzweifel. Während des ganzen Schultags hat man daran gedacht, was man wohl dann zuhause essen könnte – ob man noch einkaufen fährt – oder ob man sich in der Pause schon was kaufen soll..

Schule aus – sofort nachhause – Zuhause angekommen: In der Regel zuallererst in den Keller Nudeln holen, die sind nämlich am schnellsten fertig. Erst, wenn die Nudeln im Wasser sind und schon am Kochen sind, zieht sie ihre Schuhe aus, legt den Schmuck ab und bindet ihr Haar zusammen, damit keine Zeit verloren geht. Eigentlich habe ich gar keinen Hunger. Gottseidank ist keiner zu Hause. Der Bruder ist unter der Woche, außer freitags, in der Nachmittagsbetreuung der Schule, die Schwester bleibt mittags meist in der Schule, weil sie nachmittags noch Unterricht hat und Mama ist sowieso immer unterwegs, bei irgendwelchen Terminen oder wo auch immer. Der Vater wohnt seit einigen Monaten zwei Straßen weiter. Bis die Nudeln fertig sind, durchforstet sie den Kühlschrank. Wurst, Käse, Butter und mehrere Scheiben Brot werden ins Wohnzimmer getragen. Was kommt im Fernseher? 5 Minuten noch bis die Nudeln fertig sind. Bis die Nudeln fertig sind schaffe ich das locker.

Abends liegt Nicy im Bett. Der Bauch spannt, der Magen schmerzt. Gedanken schwirren im Kopf herum. Tränenfeuchte Augen. Morgen lasse ich das Frühstück aus und dann geht das schon wieder. Ab morgen höre ich auf. Ich schaffe das auch ohne Kotzen, ich höre auf. Ich verabrede mich mit einer Freundin, gehe ins Fitnessstudio und ganz früh schlafen. Ich schaffe das.

Und doch weiß Nicy genau, dass morgen alles wieder von vorne beginnen wird…”


an other day in life…

Diesen Text hab ich ebenfalls auf meiner Festplatte noch gefunden und laut Datum vier Monate später geschrieben – also im Juli 2013: 

ERNEUTER HINWEIS: Keiner der vorkommenden Personen soll hier Schuld gegeben werden – folgender Text ist lediglich die Wiedergabe meiner damaligen Wahrnehmung und meines Empfindens.

“Ich schmeiß mein Abi hin. Ist doch eh alles egal..

Ich weiß, wenn ich will, könnte ich alles schaffen, ich hätte richtig gute Noten. Aber viele Lehrer benoten auch so ungerecht und ich hab auch keine Lust zu lernen, ich hab keine Zeit zu lernen, denn ich muss essen und kotzen, essen und kotzen, ..
Niemand weiß es. Freunde, Verwandte, Bekannte, die Lehrer sehen meine Noten. Die Lehrer sehen meine Schulaufgaben und mein Verhalten im Unterricht, aber keiner weiß warum. Und ich kann einfach nicht anders..

Donnerstag 3. Stunde: Reli Referat.
Bis Mittwoch noch nichts gemacht. Mittwoch Nachmittag mal ein bisschen zamgerissen und doch angefangen mir Artikel zum Thema Scheidung durchgelesen und wichtige Stellen markiert. Allerdings bin ich mit dem Auto weggehfahren, auf eine Wiese, ohne Menschen, weit weg von zuHause, weg vom Essen. Irgendwann musste ich zurück. Daheim habe ich mir fest vorgenommen weiter zumachen. Das Handout, die Präsentation. Ich hätte es bis morgen locker noch hinbekommen. Aber zu Hause erstmal Essen! Essen essen essen kotzen..
Es ist abends. Vorm Laptop hocken. Keiner mag ich.. Meine eine Freundin ist mit ein paar Leuten am See. Eine andere Freundin in Stadt. Mich fragt keiner, ob ich was mit ihm machen will. Selbst noch eine andere Freundin, hat jetzt jemand besseren gefunden und geht mir ihr Eisessen ohne mich zu fragen ob ich mit will. Okey, wenn sie mich gefragt hätte, hätte ich gesagt ich muss das Referat machen und Eis ist sowieso ungesund. Aber trotzdem!
Ich bin sowieso viel zu fett! Und die Typen wollen mich auch alle nicht. Ich brauch eine bessere Figur!
In facebook: Wow, die haben alle so viele „gefällt mir“-Klicks – über hundert.
Wieso ich nicht? Ich bin hässlich und fett.
Verdammt jetzt ists schon elfe! Und ich bin soo müde.
Ich machs einfach morgen früh noch fertig.
Wecker stelln auf 4 Uhr.
Didididiiiidididiii. Snooze Taste. Okey jetzt ists schon kurz vor 6. Okey ich mach wieder krank. Bruder und Schwester in der Schule und Mama fährt jetzt auch in die Arbeit. Also merkts nicht einmal jemand wenn ich mal wieder daheim bleibe. Genauso wenig, wie die anderen Tage.
Hmm, bestimmt sind es jetzt schon ein, oder zwei Tage pro Woche, die ich fehle.. Aber bis jetzt hat auch die Schule nichts gesagt. Naja, und wenn, was solln die schon groß machen. Ich bin krank! Wirklich. Auch wenn nicht so, wie sie denken, aber psychisch bestimmt.
Tatsächlich hab ichs bis Donnerstag Abend geschafft das Referat fertig zumachen, das Handout zwar erst Freitag früh noch ausgedruckt, genauso wie meine Textblätter.. Und auch erst Freitag früh nochmal durchgesprochen. Aber ich hab mir Mühe gegeben und ich wusste jetzt bin ich gut vorbereitet! Heute war ein guter Tag, gute Laune.
Mit meiner Religionslehrerin hab ich ausgemacht, das Referat ausnahmsweise jetzt noch Freitag nur der Lehrerin außerhalb des Unterrichts vorzutragen, da Montag schon Notenschluss ist.
Nach dem Referat, war die Lehrerin begeistert über meine Darstellung und den Vortrag, wie offen ich war usw. Ich war baff, denn außerdem sprach sie meine Gesundheit an. Ihr ist aufgefallen dass ich öfter fehle und, wenn ich da bin die Stimmungsschwankungen. Manchmal bin ich sehr zurückhaltend und in mich gekehrt, weswegen sie sich auch schon Sorgen bezüglich des Kolloquiums gemacht hat. Darauf gibt’s aber auch ganz andereTage, da bin ich dann fröhlich, offen und auch am Unterricht interessiert. Auf mein Referat hab ich fast die volle Punktzahl bekommen.
Das bestätigte mich. Meine Stimmungsschwankungen, dass ich kann, wenn ich will.
Aber meine Sucht macht alles kaputt.

Samstag. Ich steh um halb eins auf. Mach mich langsam fertig. Das Wetter ist schlecht und ich bin schon schlecht gelaunt^^ Um zwei Uhr, rufe ich mal runter: Mama, wann willst du fahrn? Weil wir noch mein Auto holen müssen. Das was zurück kommt. „Ja ich warte doch nur auf dich, bis du endlich kommst“ Na toll! Ich geh runter. Meine Schwester: „Was hastn du für eine Frisur?“  Alter! Was geht denn? Ich geh in die Küche. Meine Mutter schnauft, weil sie – glaube ich – gestresst ist und ich im Weg stehe. „Ist irgendwas oder wie?“ frag ich genervt.
Da steht man auf und das erste was man zu hören bekommt sind solche Antworten! Spitze!
Dann geht’s auf die Geburtstagfeier zu meinem Opa. Wenn ich schlecht gelaunt bin, merkt man es mir auch an, deswegen beim Autofahren, Musik aufdrehen, runterkommen und dann alles überspielen.  Fünf Torten gibt’s. Von jeder ein halbes Stück esse ich. Ich muss mich zusammenreißen nicht noch ein paar Stücke zu essen. Aber sonst würden sie es merken..
Am Tisch wird viel geredet und gelacht. Ich lass ab und zu einen Kommentar fallen und lächle, aber was soll ich zu diesem Gespräch groß sagen? Was soll ich überhaupt erzählen?
Ich bin essgestört? Ich esse bis mir alles wehtut, um es dann wieder auszukotzen? In meinem Kopf schwirren die Torten, soll ich doch noch was essen, oder soll ich jetzt, wenn ich fahre, daheim noch kotzen?
Dannach noch auf den 18. von einer Freundin. Natürlich gibt’s dort ein rießen Buffet mit superleckren Sachen. Klar dass ich nicht wiederstehen kann. Alle sind schon fertig und ich habe zwar auch gesagt, dass ich fertig bin. Aber woran ich denke: Da liegen noch die Pizzabrötchen und der Kartoffelsalat, und der Kuchen, und die Mini-Schnitzel, und.. Chips werden auf den Tisch gestellt. Ich greife zu. Versuche mich zu beherrschen, langsam zu essen. Aber ich esse, bis die Schlüssel leer ist.
Bald machen wir uns aufbruchsbereit, um noch in einen Pub etwas trinken zu gehen, einfach nett zusammen sitzen und den Abend genießen.
Ich aber sage, ich muss noch etwas für die Schule lernen, und Artikel für die Abizeitung schreiben. Klar, am Samstag Abend! Ich werde noch versucht zu überreden mitzukommen aber keine Chance. Denn ich war in Gedanken schon zu Hause. Beim Essen und danach alles wieder raus. Am besten noch der Kuchen von heute Nachmittag, das Buffet von hier und alles von daheim!
Auf dem Geburtstag kam raus, dass sich zwischen einer guten Freundin von mir und einem Typen aus unserem Jahrgang vielleicht etwas anbahnt. Genaueres wollte sie mir aber nicht erzählen, weil es sonst die Runde macht. Warum? Warum vertraut sie mir nicht? Ich erzähl doch nichts weiter?
Klar ich verstehe es. Ich bin immer seltener in der Schule, zieh mich zurück, so einer Person würde ich solche Sachen auch nicht erzählen. Und ihr könnte ich im Gegenzug ja eh auch nichts erzählen. Weil ich ihr von Jungs bei mir nichts erzähln kann. Klar ich könnte ihr das erzählen, dass ich mit jedem ins Bett spring, der mich anmacht. Dass ich schon mit was weiß ich wie vielen Typen was hatte, an allen möglich Orten. Dass ich sogar schon für Geld mit einem  geschlafen habe, aber sowas kann ihr ja nicht erzählen!? Und sonst hab ich nichts, wo sich etwas anbahnen könnte.
Selbst wenn, es wäre nichts. Ich kann das nicht! Ich hasse meinen Körper, ich hasse mich, ich hasse meine Krankheit, ich hasse es das sie mich zu dem macht, wer ich jetzt bin. Wie heißt es?
Du musst erst dich selbst lieben, dass du zulassen kannst, dass dich jemand anderes liebt. Oder so ähnlich.. Und davon bin ich ganz weit entfernt.
Auf der anderen Seite schreibe ich in lauter Flirtportalen mit unzähligen Typen, um mein Selbstbewusstsein ein bisschen hochzuschrauben. Die schreiben, dass sie mich hübsch finden. Ein bisschen Anerkennung. Ich genieße es. Ich weiß, dass das auch oft Psycho-Typen sind, aber mir ist das egal. Ich brauche das, glaube ich. Genau wie die Typen, mit denen ich in meinen Alkoholschräuschen rummache. In diesen Momenten hilft mir das.
Jetzt liege ich hier auf dem Bett. Habe zu Hause noch zwei Semmeln, drei Portionen Bananeneis, eine Tafel Schokolade gegessen und kurz vorm heulen, weil mich keiner mag, am allerwenigsten ich selbst. Weil alle andern Spaß haben, ihr Leben irgendwie genießen können, zumindest teilweise und meins vom Essen bestimmt ist. Ich in einem Kreislauf feststecke und ich finde es zum Kotzen!
Sollte man lachen bei der Aussage? Dieser Selbstironie. Es ist zum Kotzen. Wortwörtlich.

Papa, dieser ***Beschimpfung***. Ich will einfach nichts mehr mit dir zu tun haben. Nach der Scheidung – ich wollt’s nochmal versuchen. Aber ich kann meine Kindheit nicht einfach ausblenden, wo du dich nicht für mich spürbar um uns Kinder gekümmert hast. Wie du schlecht gelaunt aus der Arbeit gekommen bist, keine Lust auf uns hattest. Oft aggressiv warst. Mag sein dass du manchmal anders warst, daran kann ich mich aber leider nicht mehr erinnern. Und Erzählungen von meiner Mama, Bekannten und Verwandten lassen auch anderes erahnen, selbst wenn du alles abstreitest. Es gibt Menschen hier in der großen weiten Welt, die kann ich nicht verstehen, ihre Einstellung, ihr Verhalten, alles, mit denen komm ich einfach nicht klar. Mein Vater gehört auch zu diesen Personen. Tja ist wirklich doof gelaufen, dass ausgerechnet du mein Vater bist. Aber irgendwie komm ich mit dir nicht klar.
Vielleicht kann ich dir auch nicht verzeihen oder dich nicht ertragen, weil ich dir großen Teils die Schuld gebe, an meiner Sucht. Ob es nun zurecht ist oder nicht, in wie weit oder nicht, ach keine Ahnung. Aber ich hasse meine Sucht und genau wie dich. Es ist deine Art, die ich nicht mag, aber vielleicht eben auch wegen meiner Sucht.
[ Kommentar: so hab ich es damals geschrieben – so habe ich es damals erfahren und erlebt. Was heute ist oder noch zukünftig sein wird – kann alles ganz anders sein 🙂 ]

Ich muss diese Nummer endlich anrufen. Ich schaffe es nicht alleine da wieder rauszukommen. Und ich will endlich wieder normal Leben! So wie ich lebe zurzeit, das ist kein Leben. Mein Leben ist zum Kotzen! (diese Selbstironie schon wieder^^) Ich könnte es meinen Freundinnen erzählen. Aber die Reaktionen brauch ich nicht: entweder man nimmt mich nicht ernst, oder die Reaktion meiner einen Freundin wären zu krass – ich hab Angst, dass sie es gleich meiner Mum erzählt oder sonst was macht, oder ihre Mum einweiht etc., noch eine andere Freundin glaub ich, bin ich ein bisschen ihr Vorbild, ich kann sie nicht so enttäuschen, außerdem hat sie Gewichtsprobleme und ich hätte Angst sie nimmt es selbst zum Anlass die Abnehmmethode „Kotzen“ mal auszuprobieren, zudem hat sie selbst auch Probleme, von denen sie mir immer wieder erzählt, dann muss ich ihr das nicht auch noch antun.

Ich glaub die Geschichte hier ist echt krass, keine Ahnung, wem ich sowas anvertrauen könnte…
Meiner Mama, wenn ich ihr alles erzähle, entweder nimmt sie mich nicht ernst oder sie kontrolliert mich, oder lauscht, wenn ich im Bad bin, und ich könnte nie wieder kotzen, nie wieder, egal wie viel ich gegessen habe, ich könnte nie wieder zurück. Meine Schwester, sie ist die einzige Person, der ich es eventuell noch erzählen würde. Sie könnte mich unterstützen, wieder aus meiner Sucht zu finden, aber auch dann könnte ich hier zu Hause nie wieder kotzen.
Aber nein! Jetzt ist Wochenende, aber gleich am Montag werde ich die Therapeutin anrufen um nach einem Therapieplatz fragen..”


Damn – that’s sad…

Ebenfalls ein Text, den ich noch abgespeichert auf meiner Festplatte gefunden habe:

“Ein guter Tag. Ich hatte es im Gefühl. Zwar war es grau und bewölkt, weit und breit keine Sonne zu sehen, aber ich war relativ gut gelaunt. Ich schrieb meiner einer Freundin schnell, dass sie um 10 Uhr bei mir sein soll. Damit wir rechtzeitig loskommen und mach mich fertig. Um zehn Minuten nach 10 ein verschlafener Anruf von dieser Freundin… „Hey Nicy. Wann wollen wir denn eigentlich fahren?“ Geil! Super! „Ähm. Jetzt – vor zehn Minuten.“ Puh^^ Ich hatte vergessen ihr es zu schreiben, dachte nur ich hab es ihr geschrieben. Okey. Mein Fehler. Aber dann meine Frage: „Willst du unbedingt mit? Dann wart ich halt noch eine halbe Stunde, das würden wir schon irgendwie schaffen..“ „Ja, ich wär halt mitgefahren, damit du nicht alleien fahren musst“ Okey. Ich hatte genug gehört^^ Letztendlich hab ich gesagt, ne, is okey, dann bleib daheim, ich fahr mit meinem Bruder, ist schon okey.
Ich war stinksauer. Wütend. Oder eher furchtbar enttäuscht und traurig und vielleicht ärgerlich über mich selbst. Was schon wieder mit mir los ist, dass keiner, wirklich kein einziger mitfahren will??
Heute wollte ich meinen Gutschein einlösen – House Running in München. Ist doch geil oder? Klar. Aber leider nicht, wenn du allen zwölf oder dreizehn Leuten eine Gruppennachricht schreibst, dass du heute diesen Gutschein einlöst, den dir diese Leute zum 18.Geburtstag geschenkt haben, und drei Leute keine Zeit oder andere Ausreden haben und der Rest erst gar nicht antwortet. Fast hätte ich geweint. – Wieso will denn keiner mitfahrn ? Was ist los mit mir? House Running ist doch ne coole Sache und ich wäre bei jedem einfach mit gefahren so zur Gaudi.. Vielleicht die anderen auch. Aber bei mir ja anscheinend nicht.
Meine Mum hat das Telefonat mitbekommen: „Fährt deine Freundin jetzt doch nicht mit?“ – „Ne.“
Bin aber gleich gegangen um nicht noch irgendetwas sagen zu müssen..
Die Fahrt nach München war lustig, es war okey. Mein Bruder war dabei, mein kleiner Bruder, auf den ich immer zählen kann, mit dem ich quasi als einziger über alles reden kann, der mir zuhört. Selbst wenn es nur Kleinigkeiten sind, alles kann ich ihm ja eh nicht erzählen. Aber er ist für mich da.
Das House Running selbst, naja eigentlich hatte ich gar keine Lust. Schon gar nicht als wir angekommen waren. Wir waren eine Dreiviertelstunde zu früh dran – aber gut, besser zu früh, als zu spät. Vor mir war eine Gruppe von vielleicht zehn Mädchen in meinem Alter. Als eine der Freundinnen auf dem Dach stand, wurde sie angefeuert „Mach schon!“ „Hab keine Angst!“ „Das ist ganz easy!“ oder auf dem Weg nach unten „Pose mal ein bisschen!“ „Spring mal oder mach Superman!“ oder auch Kommentare wie: „Also für deine Haltung bekommst du Note 6!“, was unter Freundinnen natürlich nicht  böse gemeint ist. Sie haben sich gegenseitig gefilmt, Fotos gemacht und zusammen angeschaut.  Ich hab mich gefreut für sie, dass sie so viel Spaß haben.
Aber was ist mit mir? Klar, mein kleiner süßer Bruder ist dabei.. Aber, das ist nicht dasselbe. Ich denke man kann sich vorstellen, was ich meine..
Als ich oben stand, es war ein geiles Gefühl, auch das runter Laufen hat Spaß gemacht. Genauso wie die Heimfahrt, war auch lustig, Autofahren, laute Musik – mein Bruder nebendran. Genießen konnte ich es aber leider nicht, da ich immer meine Freunde im Hinterkopf hatte, die heute an dem Tag, auf den ich mich so gefreut habe, nicht da waren, nicht dabei sein WOLLTEN.
Zuhause angekommen. Essen. Ich war so traurig immer noch und konnte verdammt noch mal nicht verstehen, wieso keiner, kein Einziger mit fahren wollte, dieses Erlebnis mit mir teilen.
Als ich meine Mum fragen wollte, ob man den Leberkäs und Kartoffelsalat essen darf, nachdem ich schon zwei Stücke Apfelstrudel mit Vanillesoße, zwei Brote, eine Semmel und Eis gegessen hatte, fragte sie erstmal, wie es denn gewesen wäre. Ich soll mal erzählen.
Hätte ich die Wahrheit sagen sollen? Es war beschissen! Keiner wollte mitfahren. Ich hab meinen Bruder überreden müssen, um nicht ganz alleine nach München zu fahren?! Es war keiner von meinen Freunden da, der diese halbe Stunde dabei sein wollte!
Was ich gesagt habe:“Ja, es war ganz cool! Erst oben stehen, dann das Runterlaufen. Nochmal machen würde ich es nicht, da ist es mir fast zu langweilig, dann lieber Fallschirmspringen oder sowas^^ Aber es war ein schönes Erlebnis.“
Wunderschön. Wirklich wunderschön war es! Danke Freunde..
An meinem Geburtstag haben noch alle gesagt, ja klar wir kommen mit! Das wollen wir uns auf jeden Fall anschaun! – Okey, es ist jetzt drei Wochen vor dem Abi, aber sonst können meine tollen Freunde auch alles machen: Grillen, Geburtstag feiern, Oma besuchen, Fernschaun, Schlafen, was weiß ich..
Das Geburtstagfeiern versteh ich wirklich. Aber der Rest, einfach eine Stunde weniger schlafen, zwei Stunden weniger Fernschaun und die Grillfeier vielleicht ausfallen lassen (dafür wäre ja theoretisch den ganzen Sommer noch Zeit) – dann wären die 4 Stunden, die ich heute „alleine“ unterwegs war gar nicht aufgefallen. Und von der Lernzeit wäre auch nichts weggewesen. Alles nur Ausreden..
Kein Ding, aber ich komm klar. Zum nächsten mal lade ich euch auch zum Eisessen ein und schick euch  dann alleine ins Eiscafe. Mal schaun ob ihr genauso viel Spaß habt wie ich heute..”


some people stories…

auch den Text hab ich aus meiner Festplatte noch rausgekramt:

“Ein paar Wochen sind wieder vergangen… Es hat sich einiges getan, aber um es vorwegzunehmen, eigentlich doch nichts^^ Zwischenzeitlich habe ich als erstes meiner Schwester von meiner Esssucht erzählt.. Naja eher über facebook angedeutet und dann geschrieben. Am nächsten Tag hat sie mich nochmal kurz darauf angesprochen, und hat auch sonst öfter mal gefragt was ich gerade mache. Allerdings hat sie mich grundlegend falsch verstanden. Bei einem gemeinsamen Brunch,  bei dem es schon Suppe gab und Kässpatzen, also ja wohl mehr als genug, wollte sie mich unbedingt noch dazu überreden die Nachspeise zu essen: ein Rhabarber-Tiramisu. Und das nicht nur an diesem Tag, öfter wollte sie einfach, dass ich was esse.. Ich glaube sie denkt ich esse zu wenig und kotze das alles wieder aus. Aber mein Problem ist ja ich esse viel zu viel, das schaffe ich gar nicht alles auszukotzen und nehme letztendlich ja auch gerade wieder zu deswegen -.-
Am nächsten Tag, hat mich eine Freundin mit dem Auto abgeholt, weil ich ihr gesagt habe, ich muss ihr was erzählen. Ich wollte es ihr erzählen, weil ich sie oft mit meinem Verhalten verletzt habe und wollte, dass sie mich vielleicht ein bisschen versteht, bzw. mein Verhalten ihr gegenüber, wenn sie davon weiß.  Sie wollte alles wissen, hat alles gefragt und ich habe ihr alles erzählt. Wie lange das schon geht, wie oft, warum (soweit ich das sagen kann), wer schon davon weiß, warum ich ihr das jetzt erzähle. Es tat gut, ihr das alles zu sagen, dann kam aber leider die Besserwisserin in ihr durch. Sie meinte nur weil sie Krankenschwester ist, hat sie voll die Ahnung, warum ich das mache, dass ich dringend in eine Therapie müsste (also komplett auf Kur oder so), aber dass sie für mich da ist. Ich wollte keinen mit meinen Problemen belasten, vor allem sie nicht, weil ich von ihr wusste, dass sie auch schon in Therapie war und dass sie auch Probleme mit ihrer Familie etc. hatte und hat.
Ihre Antwort: Ich soll es ihr ruhig, sagen, aber ihre Probleme wären noch lange nicht alles, ich weiß ja eh fast gar nichts.. Okeeey. Aber dann soll ich ihr alles erzählen?
Seit ich ihr das erzählt haben sind bestimmt auch schon wieder zwei drei Wochen rum. In dieser Zeit hatten wir kaum Kontakt. Dann habe ich sie gestern angeschrieben. – Sie ist enttäuscht von mir. Ich weiß ja gar nicht was ich meinem Körper da antue, mit der Kotzerei und wenn ich dann noch immer so viel Alkohol trinke. Sie versteht es einfach nicht.
Okey auch sehr interessant. Sollte man als Krankenschwester dann nicht auch wissen, dass Vorwürfe nichts bringen, sondern dass man einfach für den andern da sein sollte? So dacht ich zumindest^^
Vielleicht würde mir das eher helfen. Das was sie gerade macht tut es zumindest nicht!

Am liebsten würde ich diesen ***Beschimpfung*** aus meinem Leben streichen! Kein Wort mehr mit ihm reden!
Aber immer wieder ruft er an oder steht vor der Tür, auch wegen meinem kleinen Bruder und labert mich zu. Ich wills überhaupt gar nicht hören! Ich glaube das merkt man auch. Vielleicht ist er auch traurig deswegen. Aber das ist mir jetzt echt egal. Jedes Mal wenn ich ihn sehe, denke ich daran, dass ich jetzt so ein beschissenes Leben habe. Ich stoße alle vor den Kopf, um mich davor zu schützen selbst verletzt zu werden. Ich krieg mein Leben nicht auf die Reihe. Kann mich auf keine Beziehungen einlassen. Suche Aufmerksamkeit, indem ich mit sämtlichen Typen schlafe.  Kann nicht über meine Gefühle reden und fresse wortwörtlich alles in mich rein.
Er ist nicht alleine schuld, aber doch er ist mit Ursache! Als ich ein kleines Mädchen war, das einfach nur von ihren Eltern geliebt werden wollte, kam er und machte so viel kaputt, enttäuschte dieses kleine Mädchen. Meine Eltern haben mich geschlagen. Okey, nicht verprügelt, aber geschlagen. Ist das schon Misshandlung? Keine Ahnung.
Und es gibt tausendmal schlimmer Schicksale. Trotzdem komme ich auch mit meinem irgendwie nicht klar..
Und ich schäme mich riesig dafür. Mein ganzes Leben versuche ich zu planen. Ich organisiere den Abischerz. Ich bin ein absoluter Ordnungsfreak in unserem Haus. Es ist nicht sauber, aber ich weiß über alles Bescheid. Ich bin quasi die Einzige, die weiß wo alles steht und liegt – ich hab die Kontrolle.
Wie schwach ist es denn bitte, nicht mal bestimmten zu können, dass man heute nur ein Brot, ein Apfel und ein Teller Nudeln isst? Wie schwach ist es denn bitte dafür 6 Toast, eine halbes Kilo Nudeln mit Soße und Käse, eine halbe Packung Eis, Schokolade, zwei Joghurts und vielleicht noch eine Packung Wurst zu essen?

Und nicht nur ihn hasse ich deswegen! Mich inzwischen auch.
Ich könnte sooo ein schönes Leben haben. Ich habe einen wundervollen Bruder, der am allerwenigsten für irgendetwas dafür kann, eine Schwester, die in allem besser als ich ist (in der Schule, außerhalb der Schule, bessere Figur, und ach sie redet so toll, wie immer alle sagen – und ich, ich bin so schüchtern^^), aber trotzdem eigentlich ganz ok, eine Mutter, der ihr neuer Freund gerade viel zu wichtig ist (finde nicht nur ich), aber sonst auch ganz ok ist, superliebe Freunde, die vielleicht noch besser mit mir befreundet wären, wenn ich manchmal nicht so gefühlskalt wäre oder zurückgezogen, ein Auto, eine herzallerliebste Verwandtschaft und hässlich wäre ich eig auch nicht, wenn ich mich nicht vollfressen würde, sodass mein Bauch immer aufgebläht ist und ich vor Wut, nicht immer meine Pickel aufkratzen würde, dumm bin ich auch nicht, was aber keiner wirklich merkt, weil ich nie was lerne und stattdessen lieber esse.
Wahrscheinlich habe ich irgendwann mir mal angewöhnt, unangenehmen Situationen mit Essen aus dem wegzugehen^^ (Uuuh – jetzt versuche ich mich doch selbst zu therapieren.)
Das ist äußerst, äußerst ungünstig. Vor allem jetzt. Davor habe ich immer nochmal hin und wieder gelernt. Das letzte Jahr komplett mit Spickzetteln gemeistert. Aber jetzt – beim Abi?
Ich steh vor einer riesen Hürde und kann mich einfach nicht dazu aufraffen zu lernen.
Mathe, Deutsch und Englisch hab ich mich jetzt irgendwie durchgemogelt und hoffentlich auch ohne viel lernen hinbekommen (die Ergebnisse stehen noch aus). Jetzt mündlich Biologie und Religion, pure Auswendiglernfächer. Klar hört sich easy an. Ist es auch. War es auch für mich. Aber ich kriegs nicht hin. Gestern hab ich mir mal eine Stunde was angeschaut, nachdem ich davor stundenlang mit mir gekämpft habe. Aber das reicht nicht!
Ich habe bis jetzt eine Stunde gelernt für Religion. Die Prüfung ist am Mittwoch – in 3 Tagen.
Bis jetzt kann ich zwei von zweiundzwanzig Seiten..
Es würde mich nicht wundern wenn ich das Abitur nicht schaffen würde. Wirklich nicht.

Ah, apropo in den Pfingstferien hab ich eine Hausparty geschmissen. War nicht der mega Überflieger, aber schon ganz lustig. Auf jeden Fall hab ich ganz zum Schluss auch noch meinem schwulen Freund (ich war betrunken) davon erzählt. Ich liebe seine Art! Er war der erste, der mich erstmal in den Arm genommen hat. Er meinte wenn ich dünn sein will, muss ich halt Sport machen. Und wegen meinem Vater hab ich auch irgendetwas erwähnt, aber das weiß ich schon gar nicht mehr…
Gut drei Personen wissen es bis jetzt. Geändert hat sich noch nichts..”


the appointment.

again eine Notiz von meiner Festplatte:

“Der Termin. Ich will unbedingt einen! Mein Leben ist grad so scheiße, ich will dringend was ändern! Aber Neuanmeldungen kann man irgendwie immer nur Dienstag zwischen halb eins und eins machen. Puh. Vor zwei Wochen hab ichs vergessen, dann war zu der Zeit mein Englisch-Abi, dann war ich verabredet, dann wollt ichs machen und habs wieder total verplant.
Aber nächsten Dienstag! Da ruf ich an und hoffentlich bitte bitte hat sie was frei für mich!
Wo soll das sonst nur enden?”


holy family…

Alle Leute, die in diesem Text nicht so gut wegkommen – I’m sorry! 
Es sind meine Gedanken und Gefühle zu dieser Zeit gewesen und ich hab nicht länger Bock irgendwas schöner zu reden, als es für mich war! #isso

Gerade sitze ich im Auto und schreibe. Ich hab mich vollgefressen zu Hause, aber ich wollte zu Hause nicht kotzen. Meiner Schwester war daheim. Zwar war die in ihrem Zimmer mit ihrem Freund, aber ich wollte einfach nicht. Außerdem musste ich raus! Manchmal hab ich das Gefühl Zuhause erdrückt mich alles^^ Naja, jetzt bin ich in die Pampa gefahren, auf einen Feldweg, mit ein paar Bäumchen an einem Fluss und habe dort alles wieder rausgekotzt.
Beängstigend ist das mir auf dem Hinweg wieder der Gedanke gekommen ist: Was wäre, wenn ich jetzt ausversehen gegen diesen Baum fahre? Der Abistress weg. Meine Krankheit weg. Mein Vater weg. Meine bessere Schwester und meine manchmal undankbare Mutter (die, auch eh alles viel toller findet, was meine Schwester macht) weg.
Keine Angst! Soweit wird es nie kommen. – Denn ich hab ja meinen kleinen Bruder. Er würde es nie verkraften, wenn ich nicht mehr da wäre. Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, wie er ohne mich zurechtkommen soll. Mit meinem ***Beschimpfung*** Vater und den zwei “Zicken” Mama und Kathi. Die Trennung hat ihn schon ziemlich mitgenommen, und auch dass ich meinen Vater nicht mag. Er kann es nicht verstehen. Naja ok, wie auch? Er kennt ihn jetzt nur, als lieben, netten, fürsorglichen, lustigen Vater..  So mag er jetzt sein, aber ich kenne ihn eben noch anders. Ich gehe ihn nie besuchen, rufe nie an und will ihn nicht zu meinem Geburtstag einladen. „Aber der ist doch dein Vater!“ (meinte mein Bruder)
Das war er mal, er hats verkackt! Aber er ist immer noch da, und taucht immer wieder irgendwo auf, wie soll ich dass denn alles vergessen dann? Jetzt ist es Samstag, halb elf – ich fahr jetzt heim und versuche doch noch weiterzulernen. Zumindest brauch ich fünf Punkte! Das Abi will ich schaffen. Das darf er mir nicht auch noch versaun.. Oder ich, wie auch immer^^”

http://woman.brigitte.de/leben-lieben/familie/funkstille-1105200/
>> Denn auch ohne offensichtlichen Missbrauch können schlimme Verletzungen, Übergriffe und Kränkungen in der Vergangenheit vorgekommen sein. Für die Eltern unabsichtlich, für die Kinder prägend.


I wanted it, but no one should see it …

Hab diesen Text eben aus meinem Whatsapp-Archiv gekramt..
Und irgendwie fand ich ihn gar nicht so schlecht, weil er einfach mal wieder so schön zeigt, dass nichts ist wie es scheint!

CASE HISTORY: Eines Tages hat mein Chef entdeckt, dass ich die Kamera im Büro mit einer Mappe abgedeckt habe.. Eigentlich wollte ich die Mappe dann wieder wegtun, das hab ich natürlich vergessen.. Darauf hin war er natürlich verunsichert, sauer und vor allem echt misstrauisch. Warum zur Hölle macht ein Mensch denn sowas? #echtjetzt

Nope. ich hab nichts geklaut oder andere Dinge, die man sich ausmalen könnte 😀

Und das was ich am allermeisten nicht wollte war, dass mein Chef jetzt irgendwas von mit denkt, was ja überhaupt nicht stimmt und dadurch unsre Zusammenarbeit leidet.

Und hey – mein Chef ist cool.
Deshalb hab ich es einfach mal mit der Wahrheit versucht – diese Nachricht hab ich via Whatsapp rausgeschickt:

“Da dich die Sache mit der Kamera vielleicht doch mehr beschäftigt, als ich dachte. Und diese unglückliche Handlung eigentlich überhaupt nichts mit dir und unserer Zusammenarbeit zu tun hat, erzähl ich dir noch etwas.
Das ist keine Garantie für mich dass du mich verstehst, aber ich will mal versuchen dir zu ein bisschen was von mir zu zeigen, dass es dir erleichtert, mich zu verstehen. Es gibt auch Menschen, die verurteilen, anstatt dass sie versuchen zu verstehen. Ich hoffe dass du versuchst zu den letzteren zu gehören, auch wenn das ebenfalls eine sache ist, die man manchmal erst lernen muss.

Was ich in den letzten Jahren gelernt habe: jeder Mensch lebt in seiner Welt. Und die Wahrnehmung der meisten Menschen ist so programmiert, dass sie nur einen minimalen Bruchteil von anderen Menschen wahrnehmen. Zum Beispiel denken die meisten Leute, die mich kennen. Die Nicy hat ihr Leben voll im Griff. Die hat einen guten Job bei vodafone. Die Nicy hat jede Menge Leute, die sie kennt. Die Nicy zieht das mit ihrem persönlichen Blog so durch, aber keine Ahnung was das genau bringen soll. Die Nicy lebt ihr Leben und es läuft doch gar nicht so schlecht. Das ist der Bruchteil der wahrgenommen wird. Was meistens nicht wahrgenommen werden kann ist, dass so ein leben unglaublich intensiv und anstrengend ist. Intensiv der hinsicht, dass man zwar unbeschreiblich glücklich und frei sein kann – wenn es einem schlecht geht, diese Gefühle aber genau so krass wahrnimmt und man dann einfach mal nen schlag in die fresse bekommt. Anstrengend, weil es unglaublich (die meisten verstehen das wirklich nicht, weil sie lieber bei alten Gewohnheiten bleiben und ja es ist tatsächlich einfacher und angenehmer, faul zu sein und alles beim alten zu lassen) .. Weil es unglaublich viel Energie kostet alte Muster und Gewohnheiten durch neue zu ersetzen und monate lang durchzuziehen, bis es Routine ist und der Energieaufwand wieder sinkt. Finanzielle, körperliche, geistige, gesellschaftliche, zeitliche und materielle Veränderung – alles gleichzeitig verlangt so viel Energie, dass man einfach nicht perfekt sein kann und in irgendeinem Bereich man auch Rückschläge zurück stecken muss. Was unser Energie Level pusht, sind Routinen und Gewohnheiten. Während gewohnten Tätigkeiten können wir uns erholen und können uns auf andere Dinge konzentrieren. Normal sollte man ein gutes Gleichgewicht zwischen Gewohnheit und Veränderung haben – der perfekte flow um volle Leistung zu bringen. Das hatte ich. Bis zu meinen zwei Umzügen, Verlust von meinem Job auf dem Bauernhof, familiäre Probleme, mein exfreund, meine neue Arbeit mit neuen Menschen und neuen Aufgaben, neuer ort, neue wohnsituation. Nichts ist beim alten geblieben. Meine fester Boden weg. Und den braucht man um darauf zu bauen. Ist an sich nicht schlimm, aber notwendig, zeit zu investieren alles wieder aufzubauen um weiter gehen zu können. Thema Kamera: extremst anstrengender Tag im store, mein Kopf explodiert fast, dann noch Nachrichten von meinem ex und in diesem verlorenen Zustand zurzeit habe ich auf meine alte sucht zurückgegriffen. Vielleicht hast du es in meinem blog schon gelesen… Auf jeden Fall habe ich an diesem Abend eine ganze Packung Eis und noch viel mehr gegessen. Essen, die eine Gewohnheit auf die ich von früher zurück greifen konnte und die mir damals sehr geholfen hat. In diesem Moment wollte ich es, aber ich wollte nicht dass mich auch nur irgendwer dabei sieht. Mir war es unbeschreiblich peinlich, dass mich jemand sehen könnte, dass ich das mache und meine Kontrolle für einen Moment aufgebe, weil es mir zu viel ist und ich irgendwie entspannen musste. Warum ich dir das jetzt schreibe? Ich will dir die Möglichkeit geben, zu erkennen dass Menschen nicht böse sind, dass Menschen immer mehr sind, als das was man gerade wahrnimmt, dass jeder immer sein bestes gibt und dass alles immer seine Gründe hat. Ich verurteile Menschen nicht, weil ich weiß dass jeder so viel mehr ist und hat, als ich es erkennen kann. Auch du hast deine Geschichte und dein leben, auch du hast deine schwächen (Unpünktlichkeit, Misstrauen, Dinge nicht durchziehen können, Oberflächlichkeit, zu viel wollen für die vorhandene resourcen, usw.), aber fuck it, solange man die Freiheit und Unterstützung bekommt, sich zu entwickeln.
Nimm diesen Text und meine geschichte als Zusatz Information, mich besser zu verstehen. Verständnis (= den anderen verstehen) erhöht den Erfolg und eine reibungslosere Zusammenarbeit 🙂
Jetzt aber erstmal genug Text für heute! ;)”

[Ungefähre Zeit: August 2016]


& a few other facts …

Du kennst mich persönlich und denkst dir manchmal auch, dass ich zu radikal bin?

Ich habe in fünf Jahren so viel gegessen, dass es für Jahrzehnte gereicht hätte!!!
Ich habe mehrere hunderte, wahrscheinlich tausende Euro verfressen!!
Den Großteil meines eigenen Geldes, einen großen Teil auch von meiner Mama, als ich noch zuhause gelebt habe – habe ich einfach verfressen, wieder ausgekotzt und dann im Klo runtergespült und es tut mir so leid, aber ich konnte nicht anders…
Ich habe deshalb fast mein Abitur nicht geschafft!!  – Nur durch Glück und super Lehrer – hab ich grad noch die 5 Punkte-Grenze in den Fächern erreicht.
Ich habe gelblich Zähne vom ganzen Essen und Kotzen!
Ich habe so viele (ZU VIELE!) Menschen verletzt, enttäuscht und abgestoßen!
Ich hab mein eigenes Leben nicht gelebt, weil ich immer nur an Essen denken konnte!!
Ich hab sogar richtiges Sucht-Denken entwickelt: Ich habe immer versucht von einer Packung nur kleine Teile zu essen oder es wieder so hinzulegen, damit es keiner bemerkt, dass etwas fehlt oder wie viel genau. Wenn ich unter Menschen gegessen habe, hab ich währenddessen schon drüber nachgedacht, was ich alles einkaufen und zuhause heimlich essen könnte. Vor allem, wann am besten, damit es keiner bemerkt. Ich bin immer kreativer geworden, auch was das Kotzen anging. Bin extra mit dem Auto dann zu Waldstücken gefahren oder zu öffentlichen Toiletten.
Ich konnte essen nicht mehr genießen!!! Am Ende war es mir scheiß egal, was ich esse, Hauptsache ich kann mich vollfressen, einfach mal loslassen und mich entspannen. Ich habe Vorratsschränke durchgestöbert, alles zusammen gemixt, was ich finden konnte. Hab mich auch nachts heimlich in die Küche geschlichen. Ich habe alles gegessen, alles was irgendwie essbar war. Auch aus der Gefriertruhe… und wenn ich nicht zu Ofen konnte, weil jemand zuhause war – einmal, dass weiß ich noch, dann saß ich mit einem Feuerzeug in meinem Zimmer und hab versucht die Pizza etwas dadurch aufzutauen, dass ich sie essen kann.
Ich hab Essen geklaut bei Freunden und während meines FSJs!! – I’m sorry 🙁
Ich war so oft schlecht gelaunt und hab andere damit wahrscheinlich runtergezogen.
Und ich will gar nicht wissen, was ich meinem Körper damit angetan habe, so viel zu essen und so viel zu kotzen – so so so fucking oft und immer wieder. Es tut mir leid ♥

Das Essen hat mich so viel gekostet – Geld, Energie, Erfahrungen und auch Freunde.
Holy Shit! – aber es ist ja vorbei 🙂


Mein Leben & ein Haufen von Kollateralschäden

Essen für ein Wochenende..


Sooo viel Zeit…

Eine Essattacke hat bei mir in der Regel eine Stunde gedauert – so war es meistens. Gibt auch welche, wo es viel schneller geht und aber auch welche, die sich Stunden hingezogen haben. Je nachdem wie schnell ich gegessen habe, wie viel ich gegessen habe und wie schnell ich mich dazu durchringen konnte, alles wieder auszukotzen.

Es gab Tage, die ich komplett damit verbracht habe zu Essen.
Ganze Wochenenden, wo ich komplett untergetaucht bin und mich bei keinem gemeldet habe..
Trotz Völlgefühl – noch viel mehr – trotz der Schmerzen und der Übelkeit, man isst einfach immer weiter.

Jahrelang habe ich täglich damit verbracht zu essen und zu kotzen..

FUUU – wie viel Zeit mich das gekostet hat.
Ein Wunder, dass ich überhaupt nebenher noch was auf die Reihe gebracht habe.


Wo kotzen? – Überall!

WO ich gekotzt habe? – Überall!
Auf Toiletten ist klar. Und zwar egal wo das war – immer wenn ich einen Fressanfall hatte. Zuhause, bei Freunden, in der Arbeit, in der Schule, auf öffentlichen Toiletten.

Ansonsten auch mal draußen: Im Wald oder auch auf dem Friedhof.
Wenn ich das Essen nicht verhindern konnte und zu viele Leute daheim waren, sodass ich nicht kotzen konnte, ohne dass es jemand merkt.
Also kotzen ist nicht laut, aber es riecht halt und wenn danach gleich jemand rein kommt ins Bad. Naja – man merkt es dann in der Regel.

Dann hab ich mich ins Auto gesetzt.
Kaum dass ich da es noch hingeschafft habe, weil ich mich eigentlich gar nicht bewegen konnte und alles so weh tat.

Und dann bin ich weg gefahren, meisten zu einem Wald oder an Waldränder und habe dort gekotzt, sodass es halt am besten keiner sieht. Oder wenn es was in der Nähe gab, bin ich dort auch hin gelaufen. Ich hatte dann schon meine ‚Kotzplätze‘.

Ach ja auch im Urlaub. Acuh bei meinen Verwandten.
Überall, was du dir vorstellen kannst.


So viel Müll…

Wer viel isst, der produziert auch viel Müll und Essenreste.
Das kann ich ja nicht einfach zuhause zum Müll tun, das wäre übel aufgefallen.
Dann musst du dir erstmal einfallen lassen, wie du das am besten entsorgen kannst.
Ich habe soviel Müll entsorgt – einfach in den Wald geschmissen.
Ja, ich habe die Umwelt verschmutzt und es tat mir leid, aber das sind die Probleme einer Essgestörten… ist so. Oder hab es in Tüten gepackt und in die Restmüll-Tonne mit reingestopft. Oder in Kartons und dann in die Papiercontainer mit rein – scheiß egal ob da noch Plastik und Essensreste mit drin waren- es musste ja irgendwie weg.

NACH einer Fressattacke und vor allem während und nach dem Kotzen denkt man fast immer: DAS war das letzte Mal! Und ich räume dann auch die ganzen Sachen weg.

NACH einer Essattacke schaut es im Zimmer nämlich richtig schlimm aus.
Als wäre eine Mülltüte explodiert, alles liegt rum und alles ist dreckig.
Lauter Müll und Geschirr und Essensreste.
Das habe ich oft dann schon alles in eine Tüte gestopft und in Müll, weil ich es am nächsten Tag wegwerfen wollte und ja jetzt eh damit aufhören wollte.

Oft war es am nächsten Tag so, dass ich aber dann die Sachen aus dem Mülleimer wieder rausgeholt habe und doch noch in mich rein gefressen habe. Ja, Sachen aus dem Müll!

So viel zum Thema Müll…


Ciao Sozial-Leben!

Ich hab mir weh getan und ich habe vielen anderen weh getan.
Weil diese Krankheit natürlich auf die eigene Stimmung schlägt und das drückt man dann auch irgendwie aus. Ich war nicht aggressiv oder beleidigend, aber ich habe mich halt immer mehr und mehr zurückgezogen oder phasenweise und war durch meine Krankheit auch extrem unzuverlässig, weil ich Zeitpläne nicht mehr einhalten konnte – ich hab nichts mehr ordentlich auf die Reihe gebracht.

Ich konnte keine Liebe annehmen.

Von meiner Family nicht und schon gar nicht von Männern.

Es waren immer wieder Typen dabei – bestimmt tolle Typen.
Aber immer wenn es danach aussah, dass sich etwas anbahnt, spätestens dann war ich ganz schnell wieder weg. Ich habe mich selbst so gehasst. No chance – dass jemand anders das hätte tun können.

Ich habe keine Zugehörigkeit gefühlt.
Keine Gemeinschaft. Oft Ausgestoßen und auch nicht nur Einbildung, sondern tatsächlich wollte man mich oft nicht dabei haben. I know it – ich war halt schüchtern, bisschen komisch, nicht offen, wusste selbst nicht wer ich bin und über was ich reden soll.. whatever.

Ich habe so oft NEIN gesagt – zu Einladungen und Verabredungen.
Oder zu irgendwelchen Aktionen, wo bestimmt cool gewesen wäre, dabei zu sein – was aber für mich so einfach nicht möglich war.

Vorallem aber bin ich im Sommer ungefähr gar nicht mehr raus gegangen – habe mich nur im Zimmer verkrochen. Weil man sich immer zu fett gefühlt hat! IMMER!
In kurzen Klamotten hab ich mich unvorstellbar unwohl gefühlt, für lange Klamotten war es viel zu warm draußen und Freibad oder See war sowieso ein absolutes NO GO…


Es hat mich KAPUTT gemacht.

BingeEating ist eine Form der Selbstverletzung.
Magen-Überdehnung. Haut-Dehnungsstreifen sind davon die äußerlichen Auswirkungen. Speiseröhren-Reizung durch die Magensäure. Die Zähne werden durch die Kotze total angegriffen.
Und der komplette Körper leidet darunter durch den dauernden Stress. Durch die Extremsituationen, in die man sich bringt und vor allem durch den Vitamin und Mineralstoff-Entzug. Das fehlt dem Körper. Und diese ganzen Faktoren sorgen dann auch noch dazu, dass die Haare und die Nägel werden brüchig und kürzer werden und das Hautbild wird schlechter.
Es geht einem einfach nicht gut!!! Der Psyche nicht und dem Körper nicht und das zeigt sich dann eben auch im Äußeren!

Essen und Gedanken über Essen machen – statt tieferer sitzendere Ängste empfinden oder andere Gefühle. Die Schwierigkeit mit dem Essen und der Bulimie war einfacher als sich tatsächlich mit der Umwelt und sich selbst zu beschäftigen. Essen war die ‘einfachste Möglichkeit’, ich wusste gar nicht, was ich anderes hätte tun sollen.

Tunnel-Blick.

All das kann abartig und schockierend klingen.

Aber es ist so:
Es ist krank, was die Krankheit mit einem macht.

Man ist im Rausch. Es ist eine Drogen-Abhängigkeit – mit der Droge Essen.

Essgestörte haben ein psychisches tiefgründiges Problem, dass andere dafür verantwortlich sind, dass man darunter leidet. So war es bei mir – kann aber auch sein, dass das Essen an sich das Problem war. Süchtig nach Geschmack und dem Völlegefühl oder ist es eine Ersatzbefriedigung? #whatever

Das einzige was du fast ständig machen willst:
… zum Supermarkt fahren und noch mehr Essen kaufen!

Ein Wahn – wie ich brauche mein Stoff! Ich brauch ihn schnell!
… und mein Stoff war Essen!

Der ganze Körper und die Psyche eines Süchtigen ist gereizt, furchtbar belastet und vollkommen überfordert…


Alles ist eine Qual.

Ich habe mich so unwohl gefühlt.

Wisst ihr, wie schwierig es ist, etwas passendes zum Anziehen zu finden, wenn man eigentlich nicht schwanger ist, aber nach einer Fressattacke so aussieht? Und zwar wirklich! Irgendwo hin muss dass Essen ja – uns wenn man keine Möglichkeit hat oder keine Lust hat zum auskotzen, dann muss es auch erstmal in einem drin bleiben! Vom Gefühl mal abgesehen, schon mal versucht einen dicken Schwangerschaftsbauch zu verstecken?
Okay das geht schon hin und wieder..
Schlimmer ist es etwas zu anziehen zu finden, wenn man sich einfach grundsätzlich fett und hässlich fühlt und das Fett überall zu sehen ist und herausquillt, weil alles zu eng ist und das egal was man anhat. Schaut sowieso alles hässlich aus.

Alles ist eine Qual.

Das Aufstehen, der Blick in den Spiegel – Körper, Hautbild etc.
Das Treffen auf andere Menschen, weil die einen ja dann sehen. Ich selbst war mir schon peinlich genug und ich wollte mein hässliches Ich ja auch keinem Antun.
Das ist in etwa so: Du hast gekocht und das Essen voll versalzen, ist halt einfach nichts geworden und stellst es deinen Gästen trotzdem hin. Und willst es ihnen aufdrängen dass sie es essen. Macht man nicht, oder?

Ich wusste, dass man momentan nichts mit mir anfangen kann. Ich sah nicht gut aus und mir ging’s nicht gut, ich war ich fertig.

So kranke Tage.

Ich fand mich so hässlich.

Ich hab mich tagelang eingesperrt zu hause.
Ich bin nicht mehr raus gegangen hab mich tagelang bei meinen Freunden nicht gemeldet.

Ich war oft unendlich müde – auch das ist klar. Es kann sich wahrscheinlich kein Mensch vorstellen, wie viel Kraft letztendlich mein Körper dafür aufbringen musste, so unglaublich viel Essen und dazu noch so viel Bullshit-Essen zu verwerten und zu verdauen.
Ich hatte mit meiner Mum auch richtig oft Streit deswegen – sie hat eben gesehen, dass ich total den komischen Tages-Ablauf habe, viel Schlafe und in ihren Augen echt sinnlose Gewohnheiten.

Ich lag oft den ganzen Tag im Bett – habe halb geschlafen – halb nicht geschlafen.
Mit unendlichen Bauchschmerzen!

Fressen – Fasten – Kompensieren – Fressen Fressen Fressen – Kotzen – Rückzug usw.
Fucking Teufelskreislauf!
Das Essen und Kotzen war uncool, aber definitiv nicht das Schlimmste.
Viel Schlimmer war, dass der Kontrollverlust beim Essen auf mein komplettes restliches Leben abgefärbt ist. Nach und nach hab ich immer weniger auf die Reihe bekommen…
Ich machte mich selbst fertig dafür, konnte nicht verstehen, warum ich keine Disziplin mehr aufbringen konnte. Ich habe mich gehasst, meinen Körper, aber auch mich selbst, dafür, dass ich so schwach war.

Zufrieden war ich mit meinem Körper nie. Noch nie wirklich, seit ich mich an früher erinnern kann. Man könnte meinen, dass mir das Binge Eating zu einem besseren Körper verholfen hat, abgenommen hab ich dadurch in der Regel aber nicht. Eher im Gegenteil. Abgesehn davon, dass das Essen schon beim Kauen zersetzt wird und von diesem Zeitpunkt zersetzt wird und alle Stoffe davon nach und nach in den Körper übergehen und nach ein bis zwei Stunden fressen, schon ziemlich viel von diesem Prozess gelaufen ist – oft habe ich einfach nur gegessen und das Kotzen danach auch sein lassen, weil ich danach so traurig, demotiviert, müde war und keine Lust hatte auf Kotzen – ich habe mich selbst davor geekelt.

Es war ein Teufelskreislauf. Und ich war schon mittendrin.
Ich hab gegessen, hab mich beschissen gefühlt. Ich hab gekotzt, dann wars vielleicht etwas besser aber immer noch scheiße. Wenn ich nicht gekotzt habe, weil ich mich nicht überwinden konnte, das war am allerschlimmste. Auszuhalten – so vollgefressen.
Was auch immer ich machte, ich wusste ich habs wieder verbockt. Ich habe sau viel Geld ausgegeben für Essen oder ich hab Essen irgendwem weggefressen, ich hab meinen Körper gequält, wahrscheinlich hab ich noch zugenommen, ich hab definitiv nichts produktives gemacht und letztendlich immer wieder noch mehr Probleme als davor.
Ich wurde immer kreativer und die Anfälle wurden immer schlimmer, ich verlor jegliche Kontrolle. Ich habe solche Massen in mich hineingestopft, bis nichts mehr ging.

Ein ständiger innerer Kampf. Beginnt wenn man aufsteht und hört erst auf, wenn man schläft… oder sich am Wochenende mit Alkohol aus dem Leben schießt, der sogar noch viel mehr ballert, wenn der Stoffwechsel eh schon vollkommen überfordert ist..

Wenn möglich, habe ich mich nur noch versteckt, bin nur noch für die nötigsten Dinge vor die Tür gegangen. Ich habe mich geschämt, habe heimlich gegessen. Ich habe mich so abgrundtief gehasst, jeden Tag saß ich daheim und habe mit mir gekämpft, gegen die zwei Männchen, das eine, das unbedingt wollte, dass ich esse, das andere, das mich davon abhalten wollte. Diese Kämpfe zogen sich oft über Stunden hin, manchmal gewann das gute Männchen und ich war stolz auf mich, aber fast immer gewann das böse Männchen und ich habe irgendwelches Essen gegessen, weil ich wieder nicht dagegen ankommen konnte, weil ich wieder keine Disziplin aufbringen konnte. Und mit mit jedem Fressanfall mehr ging es mir schlechter und je schlechter es mir ging, desto mehr aß ich…

Ich habe  mich, den ganzen Menschen, den Körper und auch die Seele dahinter gehasst.
Ich habe mir so oft gewünscht jemand anderes zu sein…

Another thought: Wenn Gefühle und/oder Situationen nicht so schrecklich, unangenehm oder schmerzhaft sind, dann isst man auch nicht, um diese zu lindern..


Wer ist Schuld daran?

Viele haben ein falsches Bild von Süchten und sowas.
Wobei dabei nicht die Krankheit oder das Wissen darüber Schuld sind, sondern die allgemeine Ansicht der Menschen aufs Leben. Es gibt nicht DEN EINEN Grund für irgendwas. Es gibt immer etliche viele Faktoren, die ein Teil des Ganzen sind. Hunderttausende Faktoren bewirken etwas im Leben. Und wenn einige davon und dann noch über längere Zeit eher destruktiv sind und dann noch bestimmt Sachen passieren, kommt ein dementsprechendes Ergebnis bei raus.

Faktoren, wenn mehrere zusammenkommen und man eine längere Zeit damit lebt –
Unterbewusstsein ahoi – man ist erstmal ausgeliefert. Es ist dann einfach da.

Gefühle, die bei mir sicher dazu beigetragen haben:

  • Ich habe mich nicht ernst genommen gefühlt.
  • Ich habe mich nicht geliebt gefühlt.
  • Ich habe mich nicht respektiert gefühlt.
  • Ich war anders und habe mich nicht verstanden gefühlt.

Es reicht, wenn man sich so fühlt!!! Ob es tatsächlich so war – ist jetzt erstmal egal, denn es reicht wie gesagt, wenn man sich so fühlt.

Die Folge: Man beginnt alles in Frage zustellen.
Man denkt und fühlt irgendwann: “Ich bin es nicht wert.”

Es passiert ein großer Knacks in der Selbstliebe – ein großer großer Knacks!

Hänseleien – einfach ein Spruch oder Blicke in der Schule.
Warum – weil ich etwas zu dick war.
Ständiges Essen konnte KURZzeitig verdrängen, was zum innerlichen Konflikt führt.
Ständiges Essen hat aber LANGfristig dazu geführt, dass alles noch schlimmer wird.

Ich habe oben auch viel über meine Family – vorallem meinen Vater geschrieben.. Ich habe es damals sehr stark so empfunden, dass er einen großen Teil der Schuld trägt. Ob es tatsächlich so war – i don’t know.
Was ich aber auf jeden Fall sagen will – ich habe gelernt loszulassen!
Ich hänge nicht mehr in der Vergangenheit fest. Ich weiß, dass was gewesen ist, das war und das kann ich nicht mehr ändern und das ist vorbei und es bringt einfach nada, sich noch daran fest zu klammern.
Für mich ist NICHT entscheidend, was gewesen ist.
Für mich IST entscheidend, was JETZT ist. Wie Menschen jetzt sind. Ob sie ehrlich und sie selbst sind. Wie sie sich JETZT verhalten. Ich bin nicht nachtragend!

Warum? – Naja, ich weiß wie es im Leben sein kann, dass man manchmal Dinge tut, die man eigentlich nicht tun wollte. Und dass jeder IMMER seine eigenen Gründe und Faktoren und seine Vergangenheit, warum man so ist, wie man ist. Und sowieso ‘Don’t cry over spilt milk.’ – was passiert ist, ist passiert und man sollte einfach aufhören, sich über Dinge aufzuregen, die schon gelaufen sind, oder deswegen traurig oder wütend zu sein oder was immer.

Leute, mit denen ich persönlich geredet habe, denen habe ich es schon gesagt: Das alles, was in der Vergangenheit passiert ist, war halt so. Man kann es nicht ungeschehen machen und es ist Teil meiner Story. Deshalb muss man die Sachen nicht vergessen, man muss sie aber auch nicht immer wieder hervorkramen und drauf rumtreten. Man muss auch keinen dafür verturteilen – weder mich, noch andere beteiligte Personen, wo jeder auch nochmal seine ganz eigene Story hat. >> It’s just my past – nicht mehr und nicht weniger. 🙂


Was isst man da eigentlich so?

Sowieso ich habe alles gegessen.

Manchmal ging es mir nur um die Aktion des Essens, DASS ich esse, dass ich kaue, dass ich mich vollstopfe und mein Hirn aufhört zu denken und ich aufhöre zu fühlen.
Da wars mir egal, ob das mir gar nicht schmeckt.

Ich habe es mir oft gedacht, dass es eigentlich nicht schmeckt.
Manchmal hab ich mich vor dem Essen geekelt, dass ich gegessen habe.
Aber es war egal.

Manchmal hat es mir Spaß gemacht, extra zum Supermarkt zu fahren und den Einkaufswagen vollzuschaufeln mit Essen für meine nächste Fressattacke – oder oft hat es mich schon während des Einkaufens einfach geekelt.

Wenn ich einkaufen war. War nervös beim einkaufen. Als würde ich was verbotenes machen. Was die Leue wohl denken – wenn da jemand nur so viel fucking Ungesundes kauft.
Man ist wie in Trance.. man packt alles ein, was süß, salzig und definitiv ungesund ist. So viel, was eigentlich ein Wocheneinkauf wäre.

Sogar im Auto hab ich schon Sachen angefangen zu Essen. Es sind meistens höchstens fünf Minuten bis zu mir nach Hause gewesen. Aber in der Zeit kann man ja schon mal ne Tafel Schokolade essen. Dann die Sachen heimlich ins Zimmer oder ins Haus. Immer so verpackt, dass weder Nachbarn, noch Mitbewohner, noch sonst wer was mitbekommt.

Ich habe Supermärkte abgewechselt, weil ich dachte, wenn ich jeden Tag bei den selben Verkäufern so viel Bullshit einkaufe, die müssen ja was checken – so doof kann ja keiner sein! Und mir war‘s sowieso schon alles peinlich genug!

Manchmal oder sogar relativ oft, hab ich es schafft eine Essattacke aufzuschieben. Also den ganzen Nachmittag nichts zu essen und auch abends mich zu beherrschen. Und dann aber abends zuhause – alleine in meinem Zimmer – Gedanken – Gefühle – irgendwann konnte ich es dann doch nicht mehr aushalten und hab bei Lieferdiensten bestellt oder ich war beim Mäcci und hab mir da noch was geholt. Essen bekommt man relativ einfach irgendwo her.

Und wenn selbst die schon zu hatten, dann musste das Zuhause dran glauben. Alle Packungen von Nudeln, Konserven, Backzutaten, was im Grefrierfach war, usw. – dann wurde eben das systematisch aufgefressen.

Wenn ich von Zuhause gegessen habe und noch bei meiner Mum gewohnt habe – das hats immer noch viel schlimmer gemacht. Naja, vielleicht hast du inzwischen eine Vorstellung, wie viel ich so gegessen habe. Und bei einer Fressattacke habe ich ja wirklich ungefähr alles gegessen, was mir in die Hände gekommen ist.
Meine Mum und meiner Schwester wussten es ja nicht und haben es deshalb nicht verstanden, dass es ein krankhafter Zwang war.
Ich habe also systematisch alles essbare daheim immer gegessen – wurde dafür aber auch systematisch angemeckert und mit Unverständnis gestraft. Was mich natürlich dann jedes Mal nochmal mehr runtergezogen hat..
Es wurden dann sogar schon immer Sachen festgelegt – die den anderen gehören. Aber auch den Sachen konnte ich nicht wiederstehen. Oft hab ich dann nachts diese Sachen gegessen. Und am nächsten Morgen in der Früh oder nach der Schule diese Sachen wieder eingekauft und gehofft, dass bis dahin keiner was merkt. What the hell – das war Psychostress pur..

Holyshit – ich habe so viele tausende Kalorien pro Tag gegessen.
Ich hab bisher mehr gegessen, als manche ihr ganzes Leben essen werden..


Mein erstes Mal..

Ich kann mich erinnern, dass ich schon immer mit dem Essen zu kämpfen hatte, weil ich mir schon als Kind angewöhnt hatte, mit dem Essen irgendwas zu kompensieren – und ich kann mich auch erinnern, an das erste Mal, als ich das Essen in Kombination mit Kotzen ausprobierte. Auf diese Idee bin ich selbst gar nicht gekommen, ich habe es zusammen mit einer Freundin gemacht, die mich erst drauf gebracht hat. Ich habe Frühlingsrollen ausgekotzt. Bei meiner besten Freundin damals.

Dann hatte ich diese Idee in meinem Kopf… Sowieso habe ich ja schon immer viel gegessen, aber immer gegen den Drang zum vielen Essen angekämpft. Aber ab jetzt, habe ich immer und immer mehr buchstäblich alles in mich hinein gefressen, ich musste nicht mehr dagegen ankämpfen, denn ich hatte ja jetzt die Lösung – einfach alles wieder auskotzen. Dass das wohl der Beginn dieser über Jahre andauernden Essstörung sein würde, hätte ich damals nicht gedacht.

Und dann kam schnell eins zum anderen und ich rutschte immer weiter in ein Tief, ich wusste gar nicht, was mit mir los ist. Ich war depressiv. Ich habe so viel gegessen, nein, gefressen, denn das kann man nicht mehr essen nennen. Besonders nach der Schule überkamen mich unkontrollierbare Fressanfälle, ich stopfte mich voll, bis es körperlich nicht mehr ging. Ein Sättigungsgefühl hatte ich gar nicht mehr, ich aß auch, wenn ich keinen Hunger hatte und zwar solange bis es so weh tat, dass ich wirklich nicht mehr konnte.

Gegessen hatte ich davor schon viel. Jetzt mit der Erlaubnis, unkontrolliert und alles zu essen und immer, wenn ich wollte, bzw. die Möglichkeit hatte mich unbemerkt vollzustopfen und alles wieder auszukotzen im besten Fall – das war mein Untergang.

Sehr sehr lange war mir nicht bewusst, was ich da angefangen habe. Wie gesagt war es anfangs, sogar nicht nur einmal, mit einer Freundin zusammen. Wir haben uns cool gefühlt. In den Supermarkt gehen, kaufen worauf man Bock hat, schön alles essen, dann kotzen gehen und alles easy.
Wann ich dann wusste, dass das totaler Bockmist ist, was ich da eigentlich mit mir und meinem Leben mache – ehrlich gesagt keine Ahnung. Es ist sowieso schwer zu sagen. Wo ist die Grenze? Die Grenze zwischen ‘viel essen’, ‘Fressanfall’ und ‘Binge Eating’? Wann ist es normal und wann ist es nicht mehr normal? Wann ist es eine Krankheit?


WIE MENSCHEN DARAUF REAGIERTEN

Naja. Man sollte sich wohl wenn möglich nicht so arg von den Reaktionen anderer abhängig machen. Das Ding ist, dass wir das eigentlich ganz automatisch sind – abhängig, wenn wir uns nicht schon mal ganz bewusst damit beschäftigt haben und Gewohnheiten bewusst verändert haben. Also während meiner BingeEating-Zeit hatte ich dieses Bewusstsein definitiv nicht!

Und selbst wenn man viele gute Menschen um sich herum hat, sind immer welche dabei, deren Reaktionen man so überhaupt nicht gebrauchen kann…

Ich bin mir relativ sicher, dass keiner es bemerkt hat. Zum einen, weil mich keiner drauf angesprochen hat und weil ich selbst nicht darüber geredet habe. Und wenn man nichts ahnt, fehlt einem vollkommen die Wahrnehmung für das Thema – man sieht es einfach nicht. Ich wollte raus aus dem Teufelskreis. Wollte ich, nichts lieber als das. Aber ich habe nicht darüber geredet. Ich dachte, dass mich sowieso keiner verstehen würde und keiner helfen könnte – vielleicht hatte ich damit sogar tatsächlich recht. Wie auch immer – weder zuhause, noch in der Schule – weder meine Eltern, noch meine Lehrer, noch meine Freunde, noch Freund haben es zu der Zeit geahnt.

Das was sie gesehen haben, ist:
Nicy ist schüchtern, eher ein ruhiges Mädchen. Nicy ist manchmal komisch. Nicy lernt nicht für die Schule. Nicy macht immer alles auf den letzten Drücker und sie kommt immer zu spät. Nicy sagt Verabredungen ab in letzter Sekunden oder gar nicht, aus unverständlichen Gründen. Nicy isst viel. Nicy hat viele Klamotten. Nicy ist viel zuhause. Nicy hat einen seltsamen Schlafrhythmus.

Das, was nur ich wusste, ist, dass der Grund IMMER das verdammte Essen war!!!
Und es macht mich sauer, wenn ich darüber schreibe, weil es hat mich zurückgehalten damals und ich hab mich so schlecht immer gefühlt – zum kotzen!

Wie gesagt – NIEMAND WUSSTE ES. (glaub ich..)

Eltern nicht.
Freunde nicht.
Kollegen nicht.
Lehrer nicht.

Ich schon früh gelernt, Dinge schön zu reden…
Wenn es mir schlecht ging:
Stell dich nicht so an.
Ist doch nicht so schlimm.
Du übertreibst doch.
Es gibt schlimmeres.
Stell dich nicht so an.
Ich dachte, wenn ich damit ankomme, die lachen mich aus, was ich für ‚Luxus-Probleme‘ habe. Tatsächlich war es sogar so ähnlich. Ich hab bei mehreren Personen versucht, sie um Unterstützung zu bitten (ohne die Krankheit zu nennen), einfach beim ändern meiner Gewohnheiten und meines Tagesablaufs. Diese Unterstützung hab ich irgendwie nie bekommen und irgendwann auch aufgegeben, bzw. den Kummer einfach weiter in mich rein gefressen. Das Essen, das mir einfach immer geholfen hat, wenn es mir schlecht ging…

Wenn man nicht zuuuuu dünn oder üüüüübermäßig fett ist – dann merkt es in der Regel wirklich nicht mal irgendjemand. Und selbst wenn man das Thema anschneidet – es nimmt einen niemand ernst! Wenn man etwas andeutet oder tatsächlich sein Problem offen anspricht, sind mir unter anderem solche Sachen passiert:

  • Sie haben es relativiert: “Jaaa, das kenn ich mich den Essattacken – ich ess auch manchmal ne ganze Chipstüte aufeinmal.”
  • Sie haben mir geraten, dass ich aufpassen müsse, weil es sonst noch rauskommt das ganze.
  • Andere Leute wollten es gar nicht hören. Ich hab angefangen zu erzählen und man hat es gemerkt – Gestik, Mimik, was sie gesagt haben – sie waren plötzlich auf der Fluch, als hätten sie gemerkt, dass da vielleicht ein unangenehmes Thema kommt.
  • Oder die checken es nicht und sie juckt es einfach nicht. Ich habe erzählt und die Leute haben angefangen zu nicken. Sie haben einfach nur genickt.
    Man sieht, die Menschen fühlen sich nicht so ganz wohl, weil sie es nicht wirklich interessiert. Dann lieber wieder zu einem anderen Thema wechseln.
    Desinteresse und unehrliches Interesse – #whatever.
  • Man wird zum Psycho.
    Du bist dann nicht mehr normal. Okay ist man halt auch nicht, aber helfen tut es so auch nicht, wenn man nach dem Coming-Out plötzlich mit Seidenhandschuhen angefasst und nicht mehr für voll genommen wird. Menschen beginnen einen anders und komisch zu behandeln. Sie schauen einen komisch an, wenn man isst und beginnen überall etwas hinein zu interpretieren. Das ist unglaublich anstrengend. Wenn es vorher eine gab – eine lockere und ungezwungene Beziehung existiert jetzt nicht mehr.
    Kontrolle & Vertrauensverlust – das sind die neuen Dinge, die da sind.
  • Es gibt immer Leute, die noch viel kaputter sind und einen obwohl man quasi schon am Boden liegt – diese Leute müssen dann nochmal rein treten, damit es ihnen selbst besser geht bzw das Leben für sie erträglich macht.
    Heißt: Wenn man sich öffnet und auf die anderen zugeht – dann kommt es vor, dass die behaupten, dass man nur Aufmerksamkeit will oder sie drücken verbal einem nochmal da einen rein wo es am meisten weh tut.
  • “Hey – uns geht’s doch allen mal schlecht. Das wird schon wieder. Versuch einfach damit aufzuhören. Mach dir vielleicht einen Essensplan. Sei glücklich & genieß das Leben.”
    Ääääääh – wenn es so einfach wäre – FUUUU, dann hätte ich’s gemacht!
    Nur leider kann man wie bei Krebs halt auch nicht sagen – hör doch mal auf Krebs zu haben – und weg ist er..

Damit werfe ich übrigens keinem was vor, so habe ich es einfach erlebt während meiner Zeit 🙂


WARUM HAST DU DENN NICHTS GESAGT?”

… das ist mit einer der häufigsten Fragen, die mir im Nachhinein gestellt wurden.

Naja – nochmal darauf eingehend.
Ich habe es schon immer mal wieder versucht.
Habe dabei u.a. Erfahrungen gemacht, wie oben schon angedeutet.

I don’t know.

Wenn du mich kanntest – frage dich vielleicht selbst:
Habe ich zu dir wirklich nichts gesagt oder angedeutet – direkt oder indirekt.
Hatten wir wirklich so eine gute Beziehung, dass ich zu dir gekommen wäre?
Strahlst du so eine Vertrauenswürdigkeit aus, dass ich hätte zu dir kommen wollen?Nun nach diesem Hintergrund – hast du mir vielleicht unbeabsichtigt Sprüche reingedrückt, die mich so verletzt haben und Mauern gebaut haben, sodass ich sicher nicht zu dir kommen wollte?
Und abgesehen davon – welche Zeit war gerade – auch wenn bei uns alles gepasst hat – vielleicht war es zu einer Zeit, wo es mir viel zu schlecht ging, um überhaupt darüber zu reden – mit gar keinem.
Und wie viel Kontakt hatten wir eigentlich insgesamt?
Haben wir über tatsächlich richtig wichtige Sachen besprochen?
Hast du tatsächlich mal wirklich hingesehn oder vielleicht eher bewusst/unbewusst auch weggesehen?
Oder schon hingesehen, vielleicht auch was bemerkt, aber nicht getraut etwas zu tun?

Aber hey – du hättest mir eh nicht helfen können..
Man muss es selbst raffen und was ändern!

Ich kenne Storys, wo die Eltern wissen, dass die Kinder eine Essstörung haben.
Auch die Kinder wissen es. Und die hocken alle am Essenstisch und es ändert sich aber nichts. Die Mutter heult sich jeden Tag in den Schlaf, weil sich nichts ändert und sie so hilflos ist. Und auch beim Kind ändert sich nichts.
Also nur Bescheid wissen und helfen wollen ist NICHT der entscheidende Faktor.

So wie alles begann – bei vielen Faktoren. So endet es auch – bei vielen Faktoren, die dazu führen, dass alles wieder endet!


Wie ich heute selbst reagieren würde..

ZUHÖREN – DA SEIN.

NACHFRAGEN – auch gezielt

Geb die Möglichkeit zum öffnen

AKZEPTIERE ALLES UND SEI EINFACH DA

Apropos und ich meins ernst – über welchen Kanal auch immer.

Du kannst mich gern kontaktieren! ?

Nimm andere Menschen ernst!!
Dieses ernst nehmen – das fehlt ganz ganz häufig.

Und das wichtigste:

Mach das beste aus dir selbst.
Push dich zu deiner allerbesten Vision.

FRAG außerdem die Leute was sie wollen und nehm sie ernst.

Es gibt leute, die wollen reden

Es gibt welche die wolle ihre ruhe um selbst klarzukommen.

Glaube und vertraue ihnen dann einfach!

Prüfe ob sie es ernst meinen – manchmal hat man nur angst, etwas zu tun.

Dann kann man menschen begleiten, an sie glauben und mut machen.

Oft wissen wir menschen aber sehr gut, was wir wollen –
dann tut es einfach gut, dass das akzeptiert wird!

Ganz allgemein –
gilt Kinder Eltern
Mitarbeiter Chef
aber auch unter Freuden und in Partnerschaften.


Was mir tatsächlich geholfen hat..

… NICHTS davon von heute auf morgen.

Aber nun nach Monaten und Jahren konstruktiver Veränderungen – ja mit vielen Rückschlägen zwischendurch – aber es hat geholfen und ich hab mich verändert. Und dadurch hat sich ALLES verändert!

WAS MIR GEHOLFEN HAT: Bewusste Persönlichkeitsentwicklung!!!
einfach: SELBSTHILFE.

Diesen Begriff kann man optimal als Oberbegriff für meine komplette positive Entwicklung nennen, die mich aus dem Teufelskreislauf wieder rausgeholt hat! Übers Network Marketing bin ich auf ‘bewusste Persönlichkeitsentwicklung’ gekommen. Und dann kam eins aufs andere und es ging sehr langsam aber stetig berauf!

Themen, die mit dabei waren: 

Clean Eating. Essen muss nicht böse sein. Essen ist gut.

Ich muss mich selbst lieben.

Bewegung. Fitness. Sport.

Mindsetting.

Anderes Umfeld – ich hab mein Umfeld komplett geändert.

Organisation im Leben.

Minimalismus.

Bewusstsein und einsehen, dass man krank ist und dann krank war.
Aber die Krankheit loslassen. Dem ganzen einfach kein Gewicht mehr geben.

Gewohnheiten und Routine.
Wenn alte Muster sich anbahnen, bewusst und konstruktiv damit umgehen.
Dann hat dich die Erfahrung reicher gemacht und stärker.

AUS DEM HAUS RAUS! Such dir Orte, an denen du aufgehst!

Die Balance zu finden dazwischen, meinen Gefühlen zu erlauben an die Oberfläche zu kommen, und mich an die Grenze dessen zu begeben, was erträglich ist.

Therapie wollte ich und bin ich auch immer noch offen dafür!
Empfehle es sowieso jedem. Bin aktuell auch immer noch auf der Suche nach einem Coach. Aber es ist gar nicht sooo leicht da jemand passenden zu finden, wo es örtlich, zeitlich und preislich und von der Sympathie her passt!
Es ist zwar schwierig- geh einfach zu so vielen bis es passt – gibt nicht auf!


relativ lächerlich…

ALLES IST RELATIV. #sowieso

Ich bin sowieso ein Mensch der sehr viel und ungefähr alles relativiert.
Das kann einem helfen, denn man kann dadurch erkennen, dass selbst scheinbar schlimme Dinge gar nicht so wild sind. Es entspannt. Man steigert sich nicht unnötig in Sachen rein.

Es kann einem aber auch schaden..
Ich zum Beispiel habe soo vieles relativiert, was andere Menschen getan haben und dadurch habe ich mir sooo viel gefallen lassen. Ich bin nie wirklich ausgerastet und hab mich aufgeregt – NEIN, ich habe lieber relativiert und in mich rein gefressen.

Noch dazu, hat es mich abgehalten mit Leuen darüber zu reden, dass es mir schlecht geht und was bei mir im Leben so abgeht. Ich habe meine Krankheit relativiert.
>> Klar, es gibt immer Menschen, denen geht es besser, ABER es gibt auch Menschen denen geht es viel schlechter. Ich kam mir mit meinen Problemen ganz ganz oft lächerlich vor, weil ich Menschen und ihre Storys kannte, die scheinbar viel schlimmer dran waren. Ich wollte andere Menschen allgemein nicht mit meinem Problem belasten – weil ich genau wusste, dass jeder mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen hat.


Warum ich jetzt darüber schreibe?

Ich habe erfahren, dass das Aussprechen dessen, was scheinbar empfindlich und verletzbar macht, die Empfindlichkeit und Verletzbarkeit anderer heilen kann!

Mir hat es sehr geholfen, Stories von anderen Menschen zu lesen oder zu hören. Es tut so gut, zu sehen, dass es auch Menschen gibt, die auch ohne Maske leben können – denn NIEMANDEM geht es immer gut und jeder hat seine Stories erlebt, nur die wenigsten reden darüber. Solche Stories nehmen einen den Zwang und Druck, immer perfekt und immer funktionieren zu müssen.

Man hat dann endlich mal wieder das Gefühl, dass da jemand ist, der einen versteht. Man hat wieder Hoffnung 🙂

Vielleicht ist diese Story aus meinem Leben ein Anstoß für jemanden, der auch darunter leidet, einen Weg aus aus dem Teufelskreis zu finden…


MEINE LEARNINGS

Ich weiß, dass alles relativ ist und dass ich sicher nicht alles weiß.
Das sind nur einige Dinge, die ich aus den letzten Jahren mitgenommen habe:

Hab Respekt gegenüber Menschen!

Manchmal sieht man es nicht, dass Menschen Probleme haben.
Auch dicke Menschen, auch Menschen die anders sind als du, auch Menschen die gleich sind. Auch wenn es um Körperprobleme geht und auch wenn es andere Sachen sind. Hab Respekt gegenüber Menschen!
Nicht jeder, der dick ist, ist ein zwanghafter Esser. Nicht jeder der dick ist, möchte dünner werden. Nicht jedem der dick ist, geht es schlecht und nicht jedem der dünn ist, geht es gut.
Verurteile nichts und niemanden – in der Regel hast du einfach keine Ahnung was abgeht! Alles hat seinen Grund und hab verdammt nochmal Respekt!

Butterfly-Effekt

Warum Respekt haben?? Warum Verständnis haben?
Auch wenn man ‘Scherze’ macht über andere, auch wenn man selbst drüber lacht und selbst sich einredet, dass das ein ‘Scherz’ war – aber unterbewusst verletzt einen das!! Selbst wenn man es selbst nicht merkt.
Vor allem Kinder können gemeine Sachen sagen. Auch Erwachsene.
Und Verletzungen müssen nicht körperlich sein. Auch der Ausdruck anderer Menschen, wie du mit ihnen umgehst und was du sagst, kann sehr sehr verletzend sein. Verletzungen durch Respektlosigkeit, durch Beleidigungen, durch Ignoranz und Mobbing, durch Diskriminierung und schon durch abwertende Blicke – genau solche Verletzungen sind Faktoren, die solche Süchte fördern!

Sucht-Verständnis

Es ist einfach eine Story – meine Story und es ist passiert. All das, was passiert ist – die Gefühle und die Handlungen, ich hab alles gemacht, ich hab alles gefühlt und ich kann mich wenn ich will auch wieder da reinversetzen. Also das will ich ja gar nicht, jedoch gibt es unvorstellbar viele Menschen, die ähnliche Storys haben und diese Menschen und das Leben allgemein verstehe ich jetzt ein großes Stück mehr!

ES FUNKTIONIERT!

1. wenn du etwas bewusst anfängst
2. nicht mehr aufhörst
3. dann geht es zwar immer noch und immer wieder mal bergauf und bergab
4. ABER DIE KURVE STEIGT! DU KOMMST DEINEM ZIEL IMMER NÄHER UND IRGENDWANN IST ES DA! IST EINFACH SO 🙂
>> Das zu wissen, das entspannt mich unheimlich!!

Die meisten Menschen haben keine Ahnung von anderen Menschen!

Meistens ist es nicht, wie es scheint…

(habe ich auch oben schon mal angesprochen bei ‘Jeder lebt in seiner eigenen Welt!’)
Ich hab es gelernt – aus eigener Erfahrung, wo ich tausende Male immer wieder nach längerer Zeit eines besseren belehrt wurde und noch viel mehr weiß ich es von mir selbst, wo soo viele andere Menschen dachten, sie wüssten was über mich. Die dachten das wirklich, das sie irgendwas wüssten und waren sich sicher, weil es in IHRER Welt tatsächlich so schien und doch war es halt oft so weit von MEINER Realität entfernt..
Heißt für mich: Ich weiß, wenn ich denke, dass ich weiß, dass irgendwas so und so aus EINEM bestimmten Grund passiert ist, ist es schon mal Bullshit. Und ich denke nicht mehr zu wissen, warum andere irgendwas so und so gemacht haben, das weiß ich nämlich nicht. Ich habe einfach aufgehört für bzw. über andere irgendwas zu denken, wenn ich die Person gar nicht kenne. Und wann kennt man Personen schon WIRKLICH?? Ungefähr never.

Nimm die Person ernst!!

Ich habe gelernt – wenn ein Mensch Probleme hat  – nimm ihn ernst!!
Reframe seine Probleme so lange, bis du fühlen kannst, wie er sich fühlen könnte.
Und zwar so als hätte er echt schlimme Probleme.
Bei manchen sind das die Kinder.
Bei anderen der Job.
Bei noch anderen das Essen.
Manchmal der Alkohol.
Oder das Ritzen.
Es kann alles sein – bei vielen sind es Menschen.
Ich weiß nicht ob du es verstehen kannst – das bewusste Erleben von richtigen Problemen ist wahrscheinlich Voraussetzung für echte Empathie.
Achja und Achtsamkeit braucht es vor allen Dingen: Dass du überhaupt wahrnehmen kannst, wie ein anderer schaut, wie er sich verhält, die Kunst zwischen den Zeilen zu lesen, und all das.. und dann noch den Mut, den Menschen tatsächlich ernst zu nehmen – dazu muss man nämlich vertrauen können!

Ursache & Wirklung

Was ich außerdem gelernt habe: Alles hat seine Ursache. Wenn ein Mensch etwas erreicht, dann tut er das nicht umsonst oder weil er Glück hat. Andersrum, wenn ein Mensch Mist baut oder sich einfach nicht so verhält oder verhalten kann, wie man es erwartet oder gerne hätte – nimm es nicht persönlich! Es liegt nicht an dir. Es ist einfach so. Auch wenn du den Grund nicht weißt. Auch wenn du es einfach nicht verstehen kannst. Es gibt einen Grund und eine Person ist niemals böse, weil sie Spaß daran hat. Never. #whypower

Alles ist möglich! (positiv wie negativ…)

So viele Punkte aus meiner Story, könnte ich fast selbst nicht glauben, wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte, weil sie so krank und unrealistisch klingen.
Und doch bin ich dankbar, denn hätte ich das alles nicht so erlebt, wäre ich nicht der Mensch, der ich heute bin. Hätte nicht die Erfahrungen gemacht, hätte nicht das Verständnis, das Bewusstsein und die Wahrnehmung von heute. Ich würde die Welt und alle Menschen so viel weniger verstehen oder gar nicht verstehen, was ich jetzt mit meinen Erlebnissen einfach kann.
Nicht weil ich es glaube, sondern weil ich es selbst erlebt hab und zu hundert Prozent weiß, dass es sowas gibt und sogar noch viel mehr – einfach dass alles möglich ist.

Macht von Gewohnheiten & wie das Umfeld einen prägt..

Echt zum kotzen! Im Nachhinein unfassbar, wozu eine schlechte Gewohnheit einen Menschen treiben kann – im Grunde ist eine Sucht tatsächlich nichts anderes als eine verdammte Gewohnheit. Deshalb pass immer drauf auf, welche davon du in deinem Leben zulässt! – Ich passe inzwischen sehr sehr gut darauf auf und meine Story ist definitiv einer der Gründe, wenn ich (vielleicht für viele Menschen sehr radikal) darauf achte, was ich tu, was ich esse, was ich verschenke, was ich allgemein zulasse und mit wem ich mich umgebe.
Ja, ich habe Menschen aus meinem Leben radikal aussortiert – ich habe ihnen gesagt, dass es nicht passt – dass ihr Verhalten nicht zu meinem Lebensstandard passt –  dass unsere Ziele nicht zu einander passen – was auch immer… und dass ich deshalb keinen Kontakt mehr haben will! Ja ich habe dadurch jahrelange Freundschaften aufgegeben und auch der Kontaktabbruch zu meinen Eltern zählt dazu.
Aber ich habe gelernt, dass ich der Durchschnitt meines Umfelds und meiner Gewohnheiten bin (auch wenn sie noch so klein und unbedeutend scheinen) und ich wollte mich verändern, dazu gehört halt einfach das komplette Umfeld dazu! Und auch heute noch versuche ich sehr bewusst zu entscheiden, wen ich überhaupt in mein Umfeld rein lasse oder wen ich irgendwann wieder verabschiede, weil es nicht mehr passt.


Die besondere Rolle des Essens wird bleiben!

>> Aber die Zeit als BingeEaterin ist vorbei ?

Achja – und falls dir diese Story etwas fremd erscheint – sei vielleicht froh und dankbar.
Das heißt, dir fehlt das Verständnis und die Empathie für das Thema,
ABER es heißt auch, dass dir wahrscheinlich solche Erfahrungen bisher erspart geblieben sind ?


Schluss-Wort…

Was einen nicht umbringt, kann einen stärken, wenn man richtig damit umgeht
– und hey: ich lebe noch und ich hoffe ich mach es richtig 😉


Links, für noch mehr Input…

… wie ich mich in der Zeit gefühlt habe, wie ich es erlebt habe und was Bulimie eigentlich bedeutet:

‘Hallo Bulimie!’ von Lena Anderl

‘Mut im Bauch’ von Sina

‘Paloma Soul’ von Alina